Telefonieren mit dem Handschuh

Die Neuheit: Der Nutzer spricht in den kleinen Finger und hört über den Daumen. Normale Smartphones haben bei Kälte oft Probleme.

Düsseldorf. Sie möchten unsere ständigen Begleiter sein. Doch wenn es ernst wird, geben moderne Technikgadgets gern die Memme: Feuchtigkeit mögen Smartphones und Tablet-Computer gar nicht, und wenn es ihnen zu heiß wird, schalten sie sich sicherheitshalber aus. Aber wie sieht es mit Kälte aus? Können Minustemperaturen unseren Mobiltelefonen ernsthaft schaden? Die Antwort: Ja, durchaus — auch wenn die Gefahr eines Frostschadens in unseren Breitengraden deutlich geringer ist als etwa in Skandinavien.

Minusgrade im deutlich zweistelligen Bereich haben wir in Deutschland selten. Doch die sind auch gar nicht nötig, wie ein Blick in die technische Spezifikation des aktuellen iPhone 5 zeigt: Dort gibt Apple die Betriebstemperatur mit „0 bis 35 Grad Celsius“ an.

Und das offenbar nicht ohne Grund: Die finnische Fachzeitschrift Mikropc hat im vergangenen Winter 18 beliebte Handys einem Kältetest unterzogen. Das iPhone schnitt am schlechtesten ab: Schon bei -5 Grad erkannte das Apple-Gerät die SIM-Karte nicht mehr. Bei zehn Grad unter null versagte es komplett den Dienst. Das Galaxy S2 des Hauptkonkurrenten Samsung funktionierte hingegen noch bei -35 Grad reibungslos.

Nun führen unsere Mobiltelefone noch ein ziemlich gemütliches Leben. Sie werden häufig in der Hosen- oder Jackentasche transportiert und durch die Nähe zum Körper warm gehalten. Doch schon die artverwandten Tablet-PCs passen nicht mehr in die Tasche und bekommen im Winter den Frost vergleichsweise ungefiltert zu spüren. Neben dem Akku, der bei Minusgraden an Leistung verliert, ist zum Beispiel der Bildschirm gefährdet — das Glas könnte splittern.

„Das größte Problem aber sind gar nicht die tiefen Temperaturen, sondern die großen Temperaturunterschiede im Winter“, sagt Markus Eckstein vom Fachmagazin connect. Wenn das eiskalte Mobiltelefon im geheizten Zimmer schnell erwärmt wird, bildet sich Kondenswasser. Und diese Feuchtigkeit kann Elektronikbauteile im Inneren des Geräts zerstören. „Selbst wenn in diesem Moment gar kein Schaden entsteht, kann später eine böse Überraschung drohen“, ergänzt Eckstein. Denn die Hersteller können anhand von Farbindikatoren erkennen, dass das Gerät nass geworden ist — und die Garantieleistungen verweigern.

Doch eine gute Nachricht gibt es: Kalte Finger braucht beim Bedienen seines Smartphones heutzutage niemand mehr zu haben. Inzwischen gibt es Handschuhe, mit denen man die berührungsempfindlichen Touchscreens bedienen kann. Möglich macht dies eine spezielle Beschichtung oder ein leitfähiges Silbergarn, wie es zum Beispiel der niederländische Hersteller mujjo verwendet (25 Euro).

Noch einen Schritt weiter geht ein Hersteller aus Italien, der in den Handschuh Hi-Call einen Lautsprecher und ein Mikrofon eingebaut hat. Der Nutzer spricht in den kleinen Finger und hört über den Daumen (50 Euro). Das Gespräch wird über die Funkschnittstelle Bluetooth vom Telefon an den Handschuh übertragen. So bekommt die internationale Geste für Telefonieren endlich einen Sinn.

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