Samtige Lippen auch im Winter

Experte warnt bei Kälte vor wasserhaltigen Produkten oder sehr flüssigen Lotionen. Besser seien fetthaltige Produkte.

Wuppertal. Juckende, rissige Haut — wenn die Temperaturen sinken, wächst die Zahl derjenigen, die unter diesen Symptomen leiden.

„Dabei handelt es sich um ein Austrocknungsekzem, ein sogenanntes Ekzéma craquelé“, erklärt der Wuppertaler Dermatologe Dr. Renz Mang. Bei Kälte werde die Haut träge, die Talgdrüsen arbeiten nicht mehr auf Hochtouren, und der schützende Fettfilm der Haut wird durchlässig.

„Rissig wie die Oberfläche bei einem alten Ölgemälde, daher der Name ’craquelé’.“ Dazu kommt die niedrige Luftfeuchtigkeit der kalten Luft draußen, aber auch die trockene Heizungsluft in Räumen, was dazu führt, dass die Haut austrocknet. Häufiges Waschen mit Seifen kann die Trockenheit ebenfalls verstärken.

Zwar ist es so, dass trockene Haut deshalb trocken ist, weil sie zu wenig Wasser enthält, das liegt jedoch nicht an mangelnder Wasserzufuhr, sondern an einer verminderten Fähigkeit, es zu binden, da der Haut eine schützende Fettschicht fehlt, erklärt Mang.

Die von den Talgdrüsen normalerweise abgesonderte dünne Fettschicht auf der Haut schütze diese so wie eine Politur den Lack des Autos. Daher helfe gegen trockene Haut nicht etwa, viel zu trinken. Stattdessen sollten fetthaltige Pflegeprodukte aufgetragen werden, die den Schutz wiederherstellen — das gelte auch zur Vorbeugung.

Dabei sollte man aber aufpassen: „Was oft falsch gemacht wird, ist, dass zu wasserhaltige Produkte wie Gele oder sehr flüssige Lotionen aufgetragen werden“, sagt Mang. Das könne den gegenteiligen Effekt haben, denn das von der Oberfläche verdunstende Wasser ziehe weiteres aus der Haut mit sich.

Bei der Wahl des Pflegemittels gelte daher: „Alles was dickflüssig ist, ist gut.“ Der Cremetopf sei meist besser geeignet als die Lotion-Flasche. „Allerdings kann der Zusatz von Urea, also Harnstoff, oder Glycerin eine Lotion für diesen Zweck wirksam machen“, sagt Mang.

Bei der Wahl der Creme empfiehlt der Dermatologe, auch auf die Liste der Inhaltsstoffe zu achten. „Man sollte Produkte mit möglichst wenigen Zusätzen verwenden, so vermeidet man die Gefahr von Unverträglichkeitsreaktionen.“

Aus dem gleichen Grund sei auch sogenannte Naturkosmetik nicht ohne Risiko. Darin enthaltene Pflanzenextrakte bestehen von Natur aus aus einer Vielzahl natürlicher Inhaltsstoffe, gegen die es ebenso Unverträglichkeiten geben könne.

„Zu fettig sollte es allerdings auch nicht sein“, sagt Mang. Dann gebe es einen Okklusions-, also einen Verschluss-Effekt, vergleichbar mit einer Frischhaltefolie. Dies führe dann vor allem im Gesicht zu Hautunreinheiten.

Von trockener Haut betroffene Körperstellen seien im Winter vor allem die Unterschenkel und die Flanken des Oberkörpers, erklärt Mang. Das Gesicht bedürfe zwar auch der Pflege, sei aber wegen seiner vielen Talgdrüsen besser geschützt. Allerdings sollten dort auch die Lippen mit fetthaltiger Pflege versorgt werden, so der Experte.

Was im Winter ebenfalls unter Austrocknung leidet, sind übrigens die Haare. Dort empfiehlt Mang, rückfettende Produkte zu verwenden. Sparsam sollten Betroffene bei Kälte mit Anti-Schuppenmitteln sein, denn diese hätten eine zusätzlich austrocknende Wirkung.

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