Messenger: Keine Textnachricht ist sicher

Auch Whatsapp-Alternativen von SMS bis Threema bieten keine hundertprozentige Privatsphäre.

Messenger: Keine Textnachricht ist sicher
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Düsseldorf. Das sind beeindruckende Zahlen: In Deutschland gibt es rund 32 Millionen Smartphones, fast ebenso viele Nutzer hat der Messenger-Dienst „Whatsapp“, der vor einem Jahr von Facebook gekauft wurde. Die Vorteile dieser und ähnlicher Apps sind schnell aufgezählt: Die meisten Dienste kosten nichts bis nicht viel, dank Datenflatrate fallen keine weiteren Gebühren an - selbst Bilder und Videos lassen sich schnell und bequem an viele Nutzer verschicken.

Kostenlos ist Whatsapp mitnichten: Die Nutzer bezahlen mit ihren Daten. Und die sind viel wert. Rund 17 Milliarden Euro hat Facebook damals für Whatsapp bezahlt — das sind etwa 43 Euro pro Nutzer, rechnet Datenschützer Henning Tillmann vor. Der Diplom-Informatiker beschäftigt sich mit netzpolitischen Themen und ist unter anderem Mitglied der Medien- und netzpolitischen Kommission im Vorstand der Bundes-SPD.

Wie Whatsapp die Daten nutzt? Unklar, das Unternehmen schreibt aber, dass anonyme und nichtanonyme Daten unter anderem zur Softwareverbesserung genutzt werden. Dass ihre App nicht hundertprozentig sicher ist, scheint Whatsapp selbst zu wissen: In den nur englischsprachigen „Terms of Service (AGB) schreiben sie: „Wenn die ganze Welt etwas nicht erfahren oder sehen soll, dann poste es nicht in die Status-Nachricht.“

Eine hundertprozentige sichere Kommunikation leistet laut Tillmann kein System. Selbst die SMS kann mitgelesen werden: „Die Frage ist, welches System eben jener 100 Prozent nahe kommt.“ Wer ein Programm sucht, sollte unter anderem klären, wie und ob Nachrichten verschlüsselt werden. Gut sei die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung: Die Nachricht wird beim Absender verschlüsselt und nur beim richtigen Empfänger wieder lesbar.

Vorbildlich sei „Threema“ aus der Schweiz (siehe Kasten). „Leider ist der Quellcode nicht komplett öffentlich, weswegen man etwas Vertrauen haben muss“, sagt Tillmann. Das Gleiche gilt für „iMessage“, das die klassische SMS zwischen iPhones abgelöst hat.

Wer sich für eine Whatsapp-Alternative entscheidet, muss aber damit rechnen, vergleichsweise alleine auf weiter Flur zu sein: Threema steigert seine Downloads seit der Whatsapp-Übernahme zwar stetig, liegt derzeit aber nur bei 3,2 Millionen Nutzern — einem Zehntel von Whats-app.

„Das Problem ist vor allem, dass ein guter Messenger nur dann gut ist, wenn er genügend Nutzer hat“, sagt Henning Tillmann. In dieser Frage ist Whatsapp uneinholbarer Spitzenreiter, der Dienst fehlt nur auf wenigen Smartphones und auf allen klassischen Handys - die werden laut Digitalverband Bitkom aber immer noch von jedem zweiten Handybesitzer in Deutschland genutzt. Bei denen kommt wirklich nur die SMS an.

Ob die Whatsapp-Nutzer irgendwann sicherer chatten, steht noch in den Sternen: Laut Informatiker Tillmann kündigte das US-Unternehmen an, die gelobte Verschlüsselung von TextSecure zu verwenden. „Allerdings nicht flächendeckend — wann und ob dies der Fall sein wird, ist unklar“, sagt Tillmann. Letztendlich bleibt festzuhalten: Wer wirklich sicher gehen möchte, übermittelt Daten wie früher: von Angesicht zu Angesicht.

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