Bahr verteidigt Krisenmanagement

Die EU erhöht Entschädigungsfond auf 210 Millionen Euro.

Berlin. Bund und Länder haben am Mittwoch indirekt eingeräumt, dass die Bekämpfung der Ehec-Epidemie nicht optimal gelaufen sei. Über mögliche Verbesserungen in der Zusammenarbeit zwischen den zuständigen Ministerien, Behörden und der EU wollen die Beteiligten aber erst nach Ende der Krise sprechen. So lautete am Mittwoch das Fazit nach einer Bund-Länder-Ministerkonferenz in Berlin, an der auch EU-Kommissar John Dalli teilnahm.

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) sprach von „berechtigtem Optimismus“, dass die Erkrankungswelle abebben könnte. Den Vorwurf des Kommunikationschaos wies er zurück: „Bund und Länder haben alle Empfehlungen der Experten weiter kommuniziert.“ Der Grünen-Bundestagsabgeordneten Bärbel Höhn fiel jedoch auf, dass das Robert-Koch-Institut bereits am 21. Mai rohe Gurken, Tomaten und Salat als Infektionsquelle vermutete. Erst vier Tage später habe Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) dann vor dem Verzehr dieses ungekochten Gemüses gewarnt.

Die Behörden hielten ihre Verzehrswarnung aufrecht, obwohl alle Minister einräumten, dass der genaue Ursprung der Infektion wahrscheinlich nicht gefunden werde. Bauernpräsident Gerd Sonnleitner erklärte, bei den Erzeugern herrsche eine „extrem explosive und deprimierte Stimmung“, weil sie auf ihren Produkten sitzen bleiben. Die EU erhöhte ihre Entschädigungszusagen für europäische Bauern um 60 auf 210 Millionen Euro.

Unterdessen haben Mediziner der Unikliniken Greifswald und Bonn Hinweise auf die Ursache schwerer Krankheitsverläufe bei Ehec-Patienten mit HU-Syndrom gefunden. Vieles deute darauf hin, dass neben dem Giftstoff Shigatoxin die Bildung von Autoantikörpern für schwere Schädigungen verantwortlich sind.

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