Landtagswahl NRW Twitter-Krach zwischen NRW-SPD und WDR-Redaktion um Hashtag „#Wahlwatch“

Düsseldorf. Offenbar ging der WDR als Veranstalter der „Wahlarena“ mit den Spitzenkandidaten zur Landtagswahl nach Ansicht der nordrhein-westfälischen SPD nicht hart genug mit CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet ins Gericht, nun hängt zwischen der Landes-SPD und der Redaktion der „Aktuellen Stunde“ der Haussegen schief; zumindest bei Twitter.

Die Spitzenkandidaten der sieben Parteien für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, Özlem Alev Demirel (l-r, Linke), Michele Marsching (Piraten), Hannelore Kraft (SPD), Sylvia Löhrmann (Grüne), Armin Laschet (CDU), Christian Lindner (FDP) und Marcus Pretzell (AfD), stehen in Köln in der TV-"Wahlarena".

Die Spitzenkandidaten der sieben Parteien für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, Özlem Alev Demirel (l-r, Linke), Michele Marsching (Piraten), Hannelore Kraft (SPD), Sylvia Löhrmann (Grüne), Armin Laschet (CDU), Christian Lindner (FDP) und Marcus Pretzell (AfD), stehen in Köln in der TV-"Wahlarena".

Foto: Oliver Berg

Am Sonntag beklagte sich die WDR-Redaktion auf ihrem Twitter-Kanal:



Darum geht es: In vier grafischen Tweets widersprach die NRW-SPD Armin Laschets Aussagen aus der TV-Sendung vom vergangenen Donnerstag oder hielt fest, wozu er (ihrer Meinung nach) nichts gesagt hat. Dabei nutzte die SPD den Hashtag „#wahlwatch“ und klingelte durch direkte Ansprache der Redaktion „@aktuelle_stunde“ am frühen Sonntagmorgen den WDR wach.


Was die SPD mit dem Hashtag und der direkten Ansprache der WDR-Redaktion sagen wollte: Unter „#Wahlwatch“ unterzieht die Redaktion der „Aktuellen Stunde“ während des NRW-Wahlkampfs einem Faktencheck — was so ähnlich viele Redaktionen von TV, Radio und Zeitungen tun. Die SPD war offenbar der Meinung, dass die WDR-Redaktion dabei die Aussagen des CDU-Spitzenkandidaten nicht gründlich genug behandelt. Die „Aktuelle Stunde“ sah ihrerseits durch die SPD-Tweets offenbar ihren Marken-Auftritt abgekupfert. „Neutrale und überparteiliche #wahlwatch-Faktenchecks gibt es nur bei uns. Wir bitten die @nrwspd, den Namen nicht für Werbung zu nutzen“, twitterte sie.

Damit hätte es dann auch gut sein können — unabhängig der Frage, ob der WDR richtig verstanden hat, was ein Hashtag ist, wozu er im Internet dient und warum es eigentlich absurd ist, dafür eine Art Copyright reklamieren zu wollen: Hashtags dienen der Auffindbarkeit eines Themas und der Verschlagwortung von Diskussionen. Aus Sicht einiger Internetnutzer hatte die SPD nichts anderes getan: Sie hatte ihre Kritik an der WDR-Berichterstattung verschlagwortet und die zuständige Redaktion adressiert — bei Twitter ein vollkommen normaler Vorgang.



Der Fortgang der Twitter-Diskussion zeigt, dass die Stimmung zwischen Landes-SPD und dem einst als „Rotfunk“ verschrienen WDR derzeit wohl leicht angespannt ist. So fragte Norbert Walter-Borjans (SPD) nach, ob auch gegenüber der CDU so verfahren werde. Schließlich sei der von ihr genutzte „Faktencheck“ ein Format der WDR-Sendung „Hart aber fair“; wahrscheinlich sei die „Aktuelle Stunde“ dafür aber nicht zuständig, nahm der NRW-Finanzminister die genau so lautende Antwort vorweg.

Darauf folgte eine Diskussion zwischen der SPD und WDR-Redakteuren über „dringende“ Anfragen aus den Redaktionen des Senders, deren Beantwortung dann allerdings gar nicht Berichterstattung münde. „Wir haben alle Ihrer sog. "dringenden" Anfragen beantwortet“, twitterte die SPD, und: „Auch nach der Wahl wird es noch dringende Anfragen geben.“ Darauf erwiderte fragend ein WDR-Redakteur, ob das nur wie Androhung klinge oder auch eine sein solle. Natürlich nicht, twitterte die SPD zurück — und setzte in der Zwischenzeit einen weiteren „Check“-Tweet ab — ohne den Hashtag „#Wahlcheck“ zu verwenden, dafür diesmal direkt aus dem WDR-Angebot zusammengebaut:

Man darf annehmen: Fortsetzung folgt. Nachspiel wohl auf jeden Fall.

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