NRW nach der Landtagswahl : SPD-Finanzminister: Beim Haushalt ist sogar ein Plus drin
Norbert Walter-Borjans (SPD) hält die Einhaltung der Schuldenbremse schon jetzt für möglich. CDU und FDP rechtfertigen Marschrichtung bei der Grunderwerbsteuer.
Düsseldorf. Wenn die künftige schwarz-gelbe NRW-Regierung wegen ihrer vielen im Koalitionsvertrag angekündigten Vorhaben rote Zahlen schreibt, dann liegt das nicht an uns. Wir haben einen geordneten Haushalt übergeben. Das war die Botschaft, die der scheidende Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) am Donnerstag in einem von seinen Parteifreunden angestoßenen ungewöhnlichem Rahmen unters Volk brachte.
Noch bevor überhaupt der schwarz-gelbe Koalitionsvertrag unterschrieben und Armin Laschet (CDU) am kommenden Dienstag im Landtag zum neuen Ministerpräsidenten gewählt wird, legte der Finanzminister den Abgeordneten in einer kurzfristig anberaumten Sondersitzung des Haushalts- und Finanzausschusses dicke Stapel Papier voller Zahlenkolonnen auf den Tisch.
Kernaussage: Die Finanzlage des Landes ist so gut, dass die eigentlich für den laufenden Haushaltsplan eingeplante Nettoneuverschuldung von 1,6 Milliarden Euro gar nicht notwendig und wie schon im vergangenen Jahr ein leichtes Plus möglich sei. Die erst 2020 verpflichtende Schuldenbremse könne also schon jetzt eingehalten werden.
Wenn durch die nun im Koalitonsvertrag beschlossenen Weichenstellungen darüber hinaus Kosten entstehen, gehe das nicht zu Lasten der bisherigen Regierung. Und wenn die neue Regierung glaube, durch Einsparungen viel erreichen zu können, dann, so belehrte Walter-Borjans seine Nachfolger, "wird das sehr viel weniger sein, als Sie denken. Die Erfahrungen werden Sie selbst machen".
Den künftig Regierenden von CDU und FDP schmeckte eine solche Art Kassensturz natürlich gar nicht. Ralf Witzel, Finanzexperte der FDP, sprach von Tricksereien. Und wenn es nun höhere Ausgaben für mehr Polizeibeamte gebe, so hätte doch auch eine rot-grüne Regierung diese schultern müssen. Marcus Optendrenk, finanzpolitischer Experte der CDU, sagte, es gehe bei dem vom geschäftsführenden Finanzminster vorgelegten Zahlenwerk gar nicht um Richtigkeit, sondern um Vollständigkeit.