NRW Podiumsdiskussion: Landespolitiker stellen sich Freiberuflern

Vertreter aller Landtagsparteien diskutieren über Gesundheit, Bildung — und eben freie Berufe.

NRW: Podiumsdiskussion: Landespolitiker stellen sich Freiberuflern
Foto: S. Lepke

Düsseldorf. In den Programmen der Parteien zur Landtagswahl im Mai kommen sie fast gar nicht vor — und doch haben sie mit aktuellen Fragen der Politik viel zu tun, wie sich am MIttwoch zeigte: die freien Berufe. 273.500 selbstständige Freiberufler gibt es in NRW, mit deren Angestellten und Azubis kommt der Wirtschaftssektor auf mehr als eine Million Beschäftigte. Seinen Vertretern stellten sich am Mittwoch Mitglieder der Parteien aus dem NRW-Landtag bei einer Podiumsdiskussion in Düsseldorf.

Dabei ging es vor allem um Themen, die auch gesamtgesellschaftlich von Bedeutung sind. Gesundheitsversorgung etwa — gehören zu den Freiberuflern doch auch 25 500 Ärzte, mehr als 10 000 Zahnärzte sowie über 3500 Apotheker. So wollte WZ-Chefredakteur Ulli Tückmantel, der die Runde moderierte, gleich zu Beginn wissen, warum man sich in Deutschland so sehr gegen den Arzneimittel-Versandhandel wehre, der es für Verbraucher doch günstiger machen könnte. Aber auch ärmer an Qualität, befürchten der Grünen-Fraktionschef Mehrdad Mostofizadeh und SPD-Familienministerin Christina Kampmann, die prognostizierte: „Ich glaube, dass sich die Apothekenlandschaft massiv ändern wird, wenn der Versandhandel erlaubt wird.“ Das bisherige pauschale Verbot indes überzeugt Angela Freimuth, Vorsitzende der FDP-Fraktion nicht. Und Piraten-Fraktionschef Michele Marsching sagte, die Apotheker müssten sich eben neu aufstellen und die Kompetenz stärken, die der Versandhandel nicht bietet, um zu bestehen: die Beratung.

Auf Nachfrage von Ärztevertretern aus dem Publikum ging es zudem um die Bürgerversicherung, bei der Freimuth die Gefahr einer Schere sieht zwischen jenen, die nur basisversorgt werden, und jenen, die sich jede erdenkliche Zusatzversicherung leisten können. Kampmann hielt dagegen, eine solche „Zwei-Klassen-Medizin“ gebe es heute mit gesetzlicher und privater Versorgung erst recht.

Moderator Tückmantel brachte aber auch das Thema Bildung aufs Tapet — genauer den Brandbrief von deutschen Mathelehrern und -professoren über eine „Entfachlichung“ des Unterrichts. „Offensichtlich bilden wir junge Menschen nicht mehr nach den späteren Herausforderungen aus“, sagte Freimuth, und Lutz Lienenkämper, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU im Landtag, forderte: „Da muss in NRW ein Ruck passieren.“ Mostofizadeh hingegen findet es richtig, dass in den Schulen verstärkt Methodenkompetenz vermittelt statt Fachwissen gepaukt wird — Kampmann und Marsching plädierten für einen Mix.

Sorge macht den Freiberuflern offenkundig die Frage, ob ihr Status — ein typisch deutscher — sich auch im EU-Binnenmarkt weiter wird behaupten können. Lienenkämper gab zu, dass in Brüssel nicht jeder verstehe, was es mit diesen freien Berufen in Deutschland auf sich habe. Sie seien aber eine Errungenschaft: „Dafür müssen wir kämpfen.“ Dies sei, so Kampmann, parteiübergreifend Konsens: „Da sind wir auf einem guten Weg — den müssen wir weitergehen.“

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