Landtagswahl NRW 2017 Kraft (SPD) nach Desaster: „Ich habe mein Bestes gegeben“

SPD-Mitglieder: Schuld liegt auch beim grünen Koalitionspartner. Ohne Fehler sei aber auch die SPD nicht.

Landtagswahl NRW 2017: Kraft (SPD) nach Desaster: „Ich habe mein Bestes gegeben“
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Düsseldorf. Jürgen te Paß weiß, wer schuld ist: „Sylvia Löhrmann hat mit der Inklusion alles falsch gemacht“, sagt der Duisburger Ratsherr, der seit 25 Jahren als Hausmeister an einer Schule arbeitet, am Sonntagabend auf der Wahlparty der NRW-SPD im Quartier Bohème in der Düsseldorfer Altstadt. „Das ist alles nicht mehr regelbar und geht auf die Knochen der Kinder und Pädagogen. Löhrmann hat die ganze Bildungspolitik in den Keller gefahren.“

Ohne Fehler sei aber auch die SPD nicht. „Innenminister Ralf Jäger trägt auch Schuld“, so te Paß. „Das mit der Silversternacht in Köln und dem Bombenattentäter Anis Amri hat Jäger nicht gut gemacht“, meint das SPD-Mitglied. Es wäre besser gewesen, wenn Kraft sich von Jäger getrennt hätte.

Katharina Lodato beurteilt den Absturz der rot-grünen Landesregierung anders. „Die SPD ist nicht aggressiv genug in den Wahlkampf gegangen. Sie hat eigentlich eine gute Politik gemacht, aber sie hat sie schlecht erklärt. Unsere Kampagne war einfach schwach“, sagt die junge Frau.

Die Stimmung auf der Wahlparty könnte schlechter nicht sein. Schon um kurz nach 18 Uhr tritt die abgewählte Ministerpräsidentin auf die Bühne und erklärt ihren Rücktritt als Landeschefin der SPD. „Ich habe mein Bestes gegeben. Wir haben das Land nach vorne gebracht, aber wir konnten es nicht vermitteln“, sagt Kraft. So rasch wie sie gekommen ist, so rasch verschwindet sie auch wieder. Die SPD-Mitglieder applaudieren, aber das Desaster bleibt. Der Saal leert sich. Ein schwarzer Tag für die Sozialdemokratie. „Nach dem NRW-Vater Johannes Rau ist Hannelore Kraft leider nicht die NRW-Mutter geworden“, sagt Jürgen te Paß. Als einfache Abgeordnete will Kraft im Landtag aber weitermachen.

Bei den Gesprächen an den Biertischen rückt immer wieder Schulministerin Sylvia Löhrmann in den Fokus. „Es wäre besser gewesen, wenn unsere Ministerpräsidentin der Löhrmann mal hinter die Löffel gehauen hätte. Das mit dem Unterrichtsausfall und der Inklusion geht so einfach nicht“, giftet Wolfgang Kohn.

Auf Ralf Jäger lässt er dagegen nichts kommen. „Der hat seine Arbeit super gemacht. Viele hätten das nicht durchgehalten, was er alles durchgehalten hat. Alle sind ihm in die Parade gefahren. Hochachtung vor dieser Leistung“, so Kohn.

Das Rätselraten unter den SPD-Leuten ist groß, wie es zu diesem Niedergang kommen konnte, der vermutlich eine Neuauflage von Schwarz-Gelb in NRW möglich macht. Häufig taucht die These auf, dass der Dauerstau auf den Autobahnen in NRW der rot-grünen Landesregierung angelastet wird. „Aber das ist unfair“, ereifert sich ein SPD-Mitglied, das seinen Namen nicht nennen möchte. Stauland sei NRW schon immer gewesen. „Da spielt es keine Rolle, wer regiert.“

Tatsächlich wohnen an Rhein und Ruhr so viele Menschen auf engem Raum wie in keinem anderen deutschen Flächenland. Hinzu kommt der Transitverkehr, den das Land verkraften muss. „Unter Ministerpräsident Laschet stehen die Leute weiter im Stau.“

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