Bundestagswahl 2017 SPD stellt Wahlkampf-Kampagne vor

Berlin (dpa) - Mit Wahlkampfkampagnen ist es so eine Sache. Die einen gehen die Sache schrill an, mit knalligen Farben und hippem Design. Die anderen versuchen es auf die lustige Tour, mit provokanten Sprüchen und knackigen Botschaften.

Bundestagswahl 2017: SPD stellt Wahlkampf-Kampagne vor
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Manche setzen auf smarte Porträts und eine One-Man-Show. Andere greifen den Gegner an. Die SPD hat sich für nichts von alledem entschieden.

Die Kampagne der Sozialdemokraten kommt - nun ja - eher klassisch daher. Mit fünf Themenplakaten starten die Genossen in die erste Wahlkampfphase: zu Familienpolitik, Rente, Lohngerechtigkeit, Innovation und Bildung. Die Motive dazu: zwei brüllende Kinder, eine lächelnde ältere Dame mit ihrer Tochter, eine Frau in Arbeitsmontur, ein junger Mann neben einem Roboter, ein Mädchen bei den Schulaufgaben. Dazu kurze Botschaften in Weiß auf rotem Grund. Diese Plakate sollen in den nächsten Wochen überall in der Republik hängen.

In einem zweiten Schwung will die SPD dann ihren Kanzlerkandidaten plakatieren. Martin Schulz in Anzug und Krawatte. Dazu Botschaften wie: „Die Zukunft braucht neue Ideen. Und einen, der sie durchsetzt.“ In einer dritten Welle sollen dann „zugespitzte“ Botschaften folgen. Was genau, das verraten die Genossen noch nicht.

24 Millionen Euro lassen sich die Sozialdemokraten ihre Kampagne kosten. Mehr als alle anderen. Bei den kleinen Parteien geht es um einstellige Millionen-Beträge, die CDU gibt rund 20 Millionen aus.

Plakate seien nur ein Teil jeder Kampagne, sagt SPD-Generalsekretär Hubertus Heil, als er am Dienstag in Berlin vorstellt, was seine Partei bis zur Bundestagswahl am 24. September vorhat. Aber Plakate seien eben doch ein großes Zeichen nach außen. Was also will die SPD für ein Zeichen setzen? Wo ist das große Thema Europa, die Herzensangelegenheit von Schulz? Wo ist das Thema Flüchtlinge, das der SPD-Frontmann gerade erst so dringend auf die Agenda zurückholen wollte? Im Wahlkampf werde über alle Themen geredet, über alle Zukunftsfragen, sagt Heil.

Auf den Vorwurf, das ganze wirke reichlich zahm, wie ein „Wohlfühl-Wahlkampf“, entgegnet der SPD-Generalsekretär: „Wir machen keine Kampagne, die den Menschen Angst macht.“ Es gehe um harte Themen, um die Alltagsprobleme der Menschen. Es sei aber nicht das Ziel, diese Themen mit traurigen Menschen zu bebildern.

Ab dem 8. August soll Schulz auf Tour gehen. Erst auf Sommerreise im Osten, ab dem 21. August dann auf „Schulz-Live-Tour“ quer durch die Republik - ein Wahlkampftrip mit Live-Musik. 30 Tage, mehr als 60 Orte in allen 16 Bundesländern. Mehr als 20 000 Kilometer soll Schulz in dieser Zeit zurücklegen. Mit großem Finale am 22. September in Berlin und am 23. September in Aachen. „Zugabe“ nennen die Genossen den Aachen-Auftritt, oder „Bonus-Track“. Den Terminkalender von Schulz haben sie in „Tourdaten“ umbenannt. Der Kandidat als Popstar?

Heil schwärmt, Schulz sei die „klare Nummer Eins“ der Partei. Er stehe bei der Kampagne im Mittelpunkt. Und wo ist die „Nummer Eins“? Bei der Präsentation der Kampagne fehlt Schulz. Er sei in Hamburg, gebe dort Interviews, heißt es bei der SPD. Heil sagt, es sei üblich, dass die Generalsekretäre die Wahlkampfkampagne vorstellten. Das mache die Union auch so. Und er fragt zurück, ob CDU-Generalsekretär Peter Tauber die gleiche Frage gestellt bekommen habe, „als er diese läppischen Plakate im Adenauer-Haus vorgestellt hat“.

Heil war vor ein paar Jahren schon mal Generalsekretär - und damit zuständig für den Bundestagswahlkampf seiner Partei. 2009 war das. Damals fuhr die SPD mit 23 Prozent das schlechteste Bundes-Ergebnis ihrer Geschichte ein. In etwa auf diesem Niveau liegt die Partei derzeit in Umfragen - 14 bis 18 Prozentpunkte hinter der Union. Heil müht sich, trotzdem Optimismus zu verbreiten. „Der Wahlkampf geht jetzt erst richtig los“, sagt er. „Es zählt der Sprint am Ende. Und auf den sind wir gut vorbereitet.“

Just am Tag der Kampagnen-Präsentation legen Forscher aus Mannheim und New York eine Berechnung zur Bundestagswahl vor - kalkuliert mit der „Kanzlerformel“, mit der sie seit 2002 vier Mal erfolgreich den Wahlsieger vorhersagten. Die Prognose der Wissenschaftler: Angela Merkel könne im September mit einem Sieg rechnen - und dann zwischen FDP und Grünen als Koalitionspartner wählen. Und der SPD-Kandidat? „Die Beliebtheitswerte von Martin Schulz sind derzeit viel zu niedrig, um Kanzler zu werden“, sagt einer der Forscher, Helmut Norporth. „Um das zu ändern, bräuchte er ein politisches Erdbeben.“ Bei der Präsentation der Wahlkampfkampagne bleibt das SPD-Beben aus.

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