Analyse : Forscher: Parteien schwächen sich mit Kritik an AfD selbst
Öffentliche Angriffe gaben den Rechtspopulisten einen Schub. Demoskopen sprechen von einer „Denkzettelwahl“.
Berlin. Das starke Abschneiden der AfD bei der Bundestagswahl ist nach Einschätzung führender Meinungsforscher durch die Frontalkritik der anderen Parteien sowie der Medien begünstigt worden. „Das hat der Partei noch mal einen Schub gegeben“, sagte Allensbach- Chefin Renate Köcher am Montag bei einer Diskussionsveranstaltung in Berlin.
Nach den Analysen der Demoskopen konnte die AfD vor allem einstige Wähler der großen Parteien für sich gewinnen. Etwa jede fünfte Stimme für die Rechtspopulisten ging zu Lasten der CDU. Immerhin jeder Zehnte, der 2013 sein Kreuz bei der SPD gemacht hatte, votierte diesmal für die AfD.
Die anteilsmäßig größte Gruppe bildeten allerdings vormalige Nichtwähler — 35 Prozent der Stimmen für die Rechten kamen aus ihrem Lager. Aus Sicht von Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen bestand ein Fehler darin, die AfD als Partei in die „Nazi-Ecke“ zu stellen. Auf diese Weise stelle man „jeden, der auf der Wählerebene locker mit der AfD sympathisiert, auch in diese Ecke“. Dabei sei die Partei ein Sammelbecken sehr unterschiedlicher Gruppen, ergänzte Nico Siegel von Infratest dimap. Dazu zählten Euro-Skeptiker genauso wie „frustrierte Konservative“ und Rechtsradikale.