Kreuzfahrt - das Kirchentagsblog Kirchentagsabschluss: Von überzogenen und erfüllten Erwartungen

Unser Reporter Ekkehard Rüger berichtet im Blog vom 36. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin. Beim Abschlussgottesdienst in Wittenberg war er nicht mehr dabei.

Blick auf das Festgelände beim 36. Evangelischen Kirchentag in Wittenberg während des Festgottesdienstes.

Blick auf das Festgelände beim 36. Evangelischen Kirchentag in Wittenberg während des Festgottesdienstes.

Foto: Sebastian Willnow

Bremen. Hunderte Kilometer entfernt und doch dabei. Statt von Berlin nach Wittenberg zum Abschlussgottesdienst aufzubrechen, haben wir schon die nicht ganz geradlinige Rückfahrt angetreten - über Bremen, um den Sohn wieder einzusammeln. Offenbar waren wir nicht die Einzigen: Die Luftbilder vom Elbufer in Wittenberg in der Fernsehübertragung zeigten, dass zwar viele gekommen waren, aber ganz offensichtlich nicht so viele, wie erwartet wurden.

Das war schon am Samstag spürbar gewesen - in einer latenten Unentschiedenheit des Ausklangs in Berlin. Augenscheinlich waren zahlreiche Teilnehmer bereits nach Wittenberg aufgebrochen, andere nach Hause, wieder andere harrten noch aus. Auch die "Kirchentage auf dem Weg", die parallel zum viertägigen Hauptprogramm in Berlin stattfanden, erreichten nur ein Drittel der erwarteten Besucherzahlen. Bei den rund 1700 Veranstaltungen in Magdeburg, Leipzig, Erfurt, Weimar, Jena, Halle, Dessau und Eisleben zählten die Veranstalter insgesamt 180.000 Teilnehmende.

Nachher ist man immer klüger, aber vermutlich wäre eine Konzentration auf weniger Veranstaltungsorte bei aller Sympathie für das Jubiläumskonzept doch sinnvoller gewesen. Kirchentag in nur einer Stadt ist schon eine physisch sehr anstrengende Veranstaltung. Der Wechsel zwischen mehreren Orten wird vielen einfach zu aufwendig gewesen sein. Auch die Sorge vor Anschlägen hat gewiss Teilnehmer abgehalten. Und die Strahlkraft des Reformationsjubiläums als zusätzlicher Mobilisierungseffekt wurde überschätzt.

Was alles kein Grund für eine ernüchternde Bilanz des 36. Deutschen Evangelischen Kirchentags ist. Die Summe der Teilnehmer an allen Orten zeigt, dass jenseits überzogener Erwartungen der Organisatoren ein ungebrochen großes Bedürfnis nach kritisch-konstruktiver Auseinandersetzung mit den Anforderungen der Zeit besteht - und die Sehnsucht nach einem Werte- und Glaubensgerüst für deren Bewältigung.

Welche Kraft daraus wachsen kann, wurde im Abschlussgottesdienst vielleicht am stärksten durch die fröhlich-unverstellten Schlussworte der scheidenden Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au symbolisiert. Im Oktober wird sie ihr Amt an den Investigativjournalisten Hans Leyendecker (Süddeutsche Zeitung) übergeben. Er wird dann den nächsten Evangelischen Kirchentag 2019 in Dortmund begleiten. Davor gibt es noch den Katholikentag 2018 in Münster.

Aber auch die Reformationsfeierlichkeiten sind noch nicht zu Ende. Am 16. September planen evangelische und katholische Kirche ein großes ökumenisches "Christusfest" in Bochum - Vorgeschmack auf den dritten Ökumenischen Kirchentag (nach Berlin 2003 und München 2010), der 2021 in Frankfurt am Main folgen soll.

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