Polizei ohne Vorrangschaltung für Handys

Düsseldorf/Köln (dpa). Knapp acht Wochen nach der tödlichenMassenpanik bei der Loveparade in Duisburg gibt es erschreckende neueInformationen.

Die Sicherheitsbehörden veranlassten nach Angaben desMobilfunkanbieters Vodafone für die Megaparty keine Vorrangschaltung für die Handys ihrer Einsatzkräfte im Mobilfunknetz. Der Sender WDR und der Kölner „Express“ berichteten, dass ein nur notdürftig abgedeckter Gully am Tunnel zum Veranstaltungsgelände für einige Menschen zur tödlichenStolperfalle geworden sein könnte. Am 24. Juli waren bei der Massenpanik 21 Menschen getötet und mehr als 500 verletzt worden.

Der fehlende Vorrang sei nach den ersten Fernsehbildern von derKatastrophe aufgefallen, sagte ein Vodafone-Sprecher „Spiegel- Online“.Das Unternehmen habe daraufhin selbst entschieden, Anrufe derEinsatzkräfte im zunehmend überlasteten Handynetz mit Prioritätdurchzustellen. Eine Sprecherin des nordrhein-westfälischenInnenministeriums sagte, man werde der Sache nachgehen. Sie gehe davonaus, dass man noch in dieser Woche versuchen werde, hier Klarheit zubekommen.

Der WDR zeigte am Freitagabend in der „Aktuellen Stunde“ den marodenGully, über den als Sicherung lediglich ein Bauzaun gelegt worden war.Eine Zeugin sagte dem WDR und dem „Express“, sie sei kurz vor demUnglück mit ihrem Fuß in dem Gully hängengeblieben. Das durch denabgesackten Gullydeckel entstandene Loch sei so groß gewesen, dass siebis zum Oberschenkel hineingepasst hätte. Eine Freundin habe ihrgeholfen, wieder freizukommen. Nach den Medienberichten waren wenigspäter in unmittelbarer Nähe des Gullys acht Menschen gestorben.

Weder der Veranstalter noch die Stadt Duisburg wollte sich zu denVorwürfen äußern. Bei der Staatsanwaltschaft Duisburg hieß es lediglich: „Wenn sich diese Hinweise als wichtig erweisen sollten, werden dieErmittler der Sache nachgehen.“ Dem „Express“ hatte der ermittelndeStaatsanwalt Rolf Haverkamp erklärt: „Der Gully, von dem die Zeuginspricht, ist mir bekannt. Wir haben ebenfalls mehrere Zeugenaussagen indieser Richtung.“ Der Gully sei wohl vor der Veranstaltung notdürftigabgedeckt worden, die Besucher hätten diese Abdeckung aber sofortheruntergerissen.

Im Internet-Blog der Initiative Loveparade-Sammelverfahren bestätigt ein Beitrag die Zeugenaussage: „Wir haben ihn gesehen, offen und gierig,seitlich abfallend - eine Seite abgebrochen - wir waren genug dort umdas zu bezeugen. Die Motorradfahrer, Notfallseelsorge und garantiertnoch viele, viele mehr“, schreibt ein Blogger unter dem Namen„Stallbursche“.

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