Loveparade: Unheilig-Sänger Der Graf zeigt Verständnis für Duisburgs OB Sauerland

Düsseldorf/Duisburg. Vor seinem Auftritt bei der Loveparade-Gedenkfeier in Duisburg am Sonntag hat der Sänger der Band Unheilig Verständnis für Oberbürgermeister Adolf Sauerland gezeigt.

Der Duisburger Rathaus-Chef habe selbst erst einmal eine Art Trauerarbeit leisten müssen, sagte „Der Graf“. Man könne von niemandem erwarten, in einer solchen Situation zu sagen: „Ich bin schuld.“ Das sei auch gar nicht nötig gewesen. „Es geht einfach darum, eine Art Mitgefühl schnell auszudrücken“, meinte der Künstler. Aus seiner Sicht kam diese Anteilnahme nach der Loveparade-Katastrophe mit 21 Todesopfern allerdings zu kurz.

Das Unheilig-Lied „Geboren um zu leben“ war zu einer inoffiziellen Trauerhymne der Opferangehörigen geworden. Ein Jahr nach dem Unglück tritt der Frontmann, der seinen vollen Namen nicht veröffentlichen will und sich nur „Graf“ nennt, auf ihren Wunsch hin am 24. Juli bei der Gedenkfeier im Duisburger Stadion auf.

„Ich habe das Lied damals geschrieben in Hommage an einen verstorbenen Freund“, sagte Graf. „Wenn man das Lied hört, kommen wahrscheinlich bestimmte Emotionen, Bilder und Gedanken hoch.“ Sich dem zu stellen, sei gut für die Trauerbewältigung. Gerade weil die Geschehnisse bei der Duisburger Loveparade noch nicht aufgeklärt seien, halte er die gemeinsame Trauer bei der Gedenkfeier für wichtig.

Über die gegenseitigen Schuldzuweisungen nach dem Unglück meinte Graf: „Jeder versucht natürlich, seine Verantwortung ein bisschen wegzuschieben.“ Für die Angehörigen sei das belastend, weil sie ein Bedürfnis nach Aufklärung hätten. „Fehler machen wir alle, aber Fehler kann man eher verzeihen als Ungewissheit“, sagte Graf.

Oberbürgermeister Sauerland steht seit der Katastrophe unter Beschuss - auch weil er einen Rücktritt als Konsequenz ausschloss. Derzeit sammeln Bürger Stimmen für die Abwahl des CDU-Politikers. Am Montag vor einer Woche hatte er bei einer Stadtratssitzung „moralische Verantwortung“ für die Katastrophe eingeräumt. Auf Wunsch der Angehörigen wird die Gedenkfeier an diesem Sonntag nicht von der Stadt, sondern von der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei und der Evangelischen Kirche im Rheinland organisiert.

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