Loveparade: Forscher wollen die Tragödie ergründen

Ergebnisse der Untersuchung sollen verhindern, dass sich eine solche Panik wiederholt.

Wuppertal. Forscher der Bergischen Universität Wuppertal und des Forschungszentrums Jülich wollen die Mechanismen ergründen, die zu der Massenpanik bei der Duisburger Loveparade führten.

Dabei sind sie auf Augenzeugen angewiesen, um auszuwerten, wie sich die Besucherströme bewegten und wie es zum tödlichen Gedränge kommen konnte.

Fotos und Video-Aufnahmen können auf der Internetseite www.evakuierungsforschung.de zu Forschungszwecken - nur sichtbar für die Wissenschaftler - eingestellt werden.

"Uns geht es nicht um Schuld, wir wollen von einem neutralen Standpunkt aus verstehen, was von der Anfangsphase bis zum Einsatz der Rettungskräfte passiert ist", sagt der Wuppertaler Professor Frank Fiedrich vom Lehrstuhl Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Theoretisch könne das Material aber von der Polizei und der Staatsanwaltschaft zur Klärung der Schuldfrage hinzugezogen werden.

Dazu wird das Forschungszentrum Jülich eine Simulations-Software bereitstellen, mit der die Momentaufnahmen wie in einem Mosaik zusammengefasst werden und der Besucherfluss berechnet werden soll.

Experten für Evakuierung, Straßenplanung und Bevölkerungsschutz werten Fotos sowie Youtube-Filme aus. Zwei bis drei Monate werde es dauern, bis die Standorte der Aufnahmen vom Tunnel bis zur Rampe eingeordnet und synchronisiert seien. Die Evaluation falle auch den Forschern nicht leicht. Fiedrich: "Es ist erschreckend, solche Bilder zu sehen. Aber ich habe den Beruf ergriffen, um solches Leid zu vermeiden."

Dass der Aufruf jetzt schon, wenige Tage nach der Trauerfeier, gestartet wurde, hat praktische Gründe: "Es ist eine Gratwanderung zwischen Ethik und Wissenschaft. Aber die Informationen sind zu vergänglich, um noch länger zu warten." Die Ergebnisse des Projekts sollen die Planungen künftiger Großveranstaltungen optimieren und verhindern, dass sich die Tragödie von Duisburg wiederholen kann.

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