Gedenkfeier zur Loveparade-Tragödie ohne Sauerland und Schaller

Der umstrittene Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland sieht nach wie vor keinen Grund, zurückzutreten. Bei der Gedenkfeier zur Loveparade-Katastrophe am kommenden Wochenende werden weder er noch Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller dabei sein.

Düsseldorf (dpa). Auch rund ein Jahr nach der Loveparade-Katastrophe will der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) nur bei nachgewiesenen Fehlern zurücktreten. Der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ („FAS“) sagte Sauerland: „Wenn in meinem Aufgabenbereich Fehler nachgewiesen werden, ziehe ich die politischen Konsequenzen. Dann trete ich zurück oder lasse mich abwählen, mache aber auf jeden Fall den Platz frei.“

Dass es solche Fehler gegeben haben könnte, glaubt er aber nicht: „Die Verwaltung der Stadt Duisburg hat keinen Fehler gemacht, der ursächlich zu dieser schrecklichen Katastrophe geführt hat.“ Er sei sich auch heute noch sicher, dass das Handeln der Verwaltung korrekt gewesen sei, sagte Sauerland. „Aber abschließend werden darüber selbstverständlich erst Gerichte entscheiden.“

Am 24. Juli 2010 waren bei der Loveparade in Duisburg 21 Menschen ums Leben gekommen. Sauerland und Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller stehen seitdem massiv in der Kritik, gehören aber nicht zu den Beschuldigten, gegen die die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung ermittelt.

Der Gedenkveranstaltung am nächsten Sonntag in der Duisburger MSV Arena werden beide fernbleiben. „Ein Teil der Angehörigen hat mir signalisiert, dass man mich nicht bei der Veranstaltung zum Jahrestag dabei haben möchte. Ich respektiere das selbstverständlich“, sagte Sauerland der „FAS“. Schaller sagte der „Bild am Sonntag“, er werde „aus Pietätsgründen fernbleiben“: „An diesem Tag geht es um die Angehörigen der Opfer und um die Verletzten, nicht um mich.“

Wann die Ermittlungen abgeschlossen sind, ist noch offen. Es geht unter anderem um die Fragen, ob das Gelände mit nur einem gemeinsamen Aus- und Eingang durch einen Tunnel von vorneherein völlig ungeeignet war; ob die Stadt die Umsetzung des Sicherheitskonzepts besser hätte kontrollieren müssen; ob der Veranstalter Lopavent zu wenige Ordner an den entscheidenden Stellen im Einsatz hatte und ob die Polizei möglicherweise zu lange an der falschen Stelle absperrte.

Als Beschuldigte gelten derzeit 16 Menschen, darunter elf städtische Mitarbeiter. Schon vor einem Jahr hatte Sauerland seinen Rücktritt nicht ausgeschlossen, ihn aber an mögliche Ermittlungsergebnisse geknüpft: „Natürlich stelle ich mir die Frage, ob man das Amt nach so einem tragischen Ereignis weiter ausüben kann. Aber diese Antwort werde ich erst dann geben, wenn ich die Antworten auf die uns alle bedrückenden Fragen habe“, hatte er im August 2010 gesagt. Die Schuldfrage müsse geklärt werden.

Am vergangenen Montag hatte Sauerland vor dem Duisburger Stadtrat die moralische Verantwortung übernommen und sich bei Hinterbliebenen und Geschädigten entschuldigt. Schaller sagte der „Bild am Sonntag“, er sei erleichtert, dass gegen ihn nicht ermittelt werde. „Ich sehe bei mir aber auf jeden Fall eine moralische Verantwortung.“

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