Duisburg findet keinen Frieden

Neuer Vorstoß zur Abwahl von OB Adolf Sauerland.

Duisburg. Knapp ein Jahr nach der Loveparade-Katastrophe mit 21 Toten starten Duisburger Bürger einen neuen Abwahlvorstoß gegen Stadtoberhaupt Adolf Sauerland (CDU).

Am kommenden Montag beginnt die Stimmensammlung für ein Bürgerbegehren, wie der Sprecher der Gruppe, Werner Hüsken, sagte. Die Kritiker machen Sauerland für die Genehmigung der Techno-Party verantwortlich und werfen ihm ein völlig missglücktes Krisenmanagement vor.

Sauerland weigert sich zurückzutreten, ein Abwahlantrag hatte im Rat der Stadt die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit verfehlt, weil die CDU ihn ablehnte. Nach einer NRW-weiten Rechtsänderung ist seit Anfang Juni aber auch eine direkte Abwahl ohne den Rat möglich.

Nötig sind dafür zunächst rund 52.000 Stimmen für ein Bürgerbegehren, die in vier Monaten gesammelt werden müssen. Kommen die zusammen, müssten mindestens 25 Prozent der 344.000 Wahlberechtigten in Duisburg für Sauerlands Entlassung votieren.

Ein weiterer Streitpunkt ist das Gedenken am Unglückstunnel, durch den eine für den innerstädtischen Verkehr wichtige Straße führt. Bürger haben rund 26.000 Euro gesammelt und einen Wettbewerb für ein Mahnmal ausgeschrieben, den der Duisburger Künstler Gerhard Losemann Anfang des Jahres für sich entschied. Am 26. Juni soll das Kunstwerk in einem kleinen Park in der Nähe des Tunnels eröffnet werden — voraussichtlich ohne OB Sauerland, wie ein Sprecher sagte.

Einer der Stadt-Bürgermeister soll ihn vertreten. Bei früheren öffentlichen Auftritten nach dem Unglück war Sauerland von seinen eigenen Rathaus-Mitarbeitern wütend ausgepfiffen und von einem Bürger mit Ketchup beschmiert worden.

Der ehemalige Güterbahnhof, vor dem die jungen Menschen starben und Hunderte verletzt wurden, gehört inzwischen einem Investor, der dort ein großes Möbelhaus bauen will. Dagegen haben Hinterbliebene der Katastrophe und Eltern von Verletzten dem Rat der Stadt eine Petition vorgelegt. Der Ort der Trauer dürfe nicht zerstört werden. Wenn die Todesrampe stehen bleibt, sei ein Möbelhaus mit großem Publikumsverkehr aber kaum denkbar, so der Investor.

Am 24. Juli, dem Jahrestag der Katastrophe, ist ein Festakt geplant. Etwa 200 Angehörige und Loveparade-Verletzte werden erwartet. Organisator sind das Land und die evangelische Notfallseelsorge.

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