Datenflut bei Loveparade-Ermittlungen

Duisburg/Köln. 900 Stunden Videomaterial, über 1000 Hinweise und eine gigantische Menge Computerdaten harren der Auswertung: Die Ermittlungen zur Aufklärung der Loveparade- Katastrophe in Duisburg mit 21 Toten werden zum Kampf mit einer immensen Datenflut.

Die Stadt plant inzwischen, die am Unglücksort niedergelegten Andenken nicht einfach wegzuräumen, sondern auszustellen.

Die Zahl der Beamten in der Kölner Ermittlungsgruppe "Loveparade" wurde von 63 auf 83 erhöht, wie die Behörde am Dienstag gemeinsam mit der federführenden Staatsanwaltschaft Duisburg mitteilte. Dort sind vier Staatsanwälte und ein Oberstaatsanwalt mit den Ermittlungen befasst. Während der Loveparade in Duisburg kamen am 24. Juli bei einer Massenpanik 21 Menschen ums Leben. Hunderte verletzten sich.

Die schwierigen und umfangreichen Ermittlungen bräuchten Zeit, hieß es. "Sorgfalt und Genauigkeit gehen hier vor Schnelligkeit." Wann die Ermittlungen zum Ende kämen, sei "absolut nicht absehbar", sagte Oberstaatsanwalt Rolf Haferkamp.

Die Staatsanwaltschaft Duisburg ermittelt wegen fahrlässiger Tötung "gegen unbekannt". Daneben sind bislang weitere 220 Strafanzeigen eingegangen. Sie richteten sich vor allem gegen Verantwortliche des Veranstalters, der Stadt Duisburg und der Polizei.

Bei den Ermittlungen stellten Spezialisten eine riesige Datenmenge - mehr als 50 Terabyte (50 000 Gigabyte) - beim Veranstalter, der Stadt Duisburg, der Feuerwehr Duisburg und der Polizei sicher. "Das sind Millionen von Dokumenten, die ausgedruckt tausende Aktenordner füllen würden", hieß es. Die über 900 Stunden Videomaterial stammten unter anderem aus Überwachungskameras des Veranstalters, von der Polizei, von Handys von Zeugen, von Medien und aus Internetveröffentlichungen.

Zudem werden mehr als 1000 Hinweise aus dem In- und Ausland überprüft. "Allen nach dieser Prüfung relevant erscheinenden Hinweisen wird nachgegangen", hieß es. Darüber hinaus seien mehrere hundert Zeugen zu vernehmen. Schon jetzt zeichne sich ab, dass viele von ihnen ein und denselben Sachverhalt völlig unterschiedlich wahrgenommen hätten.

Der während der Parade für das Lenken des Besucherstroms zuständige Psychologe Carsten Walter bekräftigte am Dienstag in einem Interview mit "Bild" seine Vorwürfe gegen die Polizei. Der Verbindungsbeamte, der mit ihm in einem Container in der Nähe des Unglückortes saß, habe kein Funkgerät gehabt. Damit widersprach der sogenannte "Crowd-Manager" erneut der Darstellung des Innenministeriums im Düsseldorfer Landtag.

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