Ich Bin Ein Star — Holt Mich Hier Raus! Dschungelcamp 2018: Ansgar akzeptiert keine Strafen und geht vorzeitig Duschen

Düsseldorf. Auch wenn man mittlerweile einiges gewöhnt ist, sollte man lieber nicht zu früh einschalten zum Dschungelcamp. Denn sonst sieht man die letzten Minuten von „Hercules“ mit Dwayne „The Rock“ Johnson und bekommt vor Augen geführt, wie schlecht auch in anderen Teilen der Welt Unterhaltung gemacht wird.

Vielleicht sollte man stattdessen die Gelegenheit nutzen, über die klassischen Sagen des griechischen Altertums nachzudenken: Kampfgeist, Hybris, Legendenbildung.

Der Kampfgeist: Heracles hatte ihn mit Gewissheit, ebenso Prometheus. Und was wären Dschungelprüfungen und Schatzsuche ohne ihn? Doch der Kampfgeist hat nachgelassen im Camp. Es hat geregnet. Die Leute sind müde und haben keine Lust mehr auf ein rauchreifes und regelkonformes Dasein im australischen Wald.

Ex-Profi-Kicker Ansgar Brinkmann haut gleich komplett in den Sack und lässt sich ins Hotel fahren, weil er nicht auf einen Luxusartikel seiner Wahl verzichten möchte. Und selbst, als das Moderatoren-Duo die Runde befragt, wer denn nun Dschungelkönig/-in werden will, kommt nur ein müdes „Wenn sonst keiner will…“ aus dem Munde des Katzenberger-Schwesterleins. Die Stimmung am Tiefpunkt. Woran kann es liegen?

An der Hybris? Mit Hybris meint der durchschnittliche Literaturwissenschaftler in der Regel die Selbstüberschätzung eines tragischen Helden; es ist eine beliebte Methode, um diesen scheitern zu lassen. Wenn man die Wikipedia fragt, so weiß die, dass das griechische „hybrízein“ für „sich austoben“ stehen kann. Doch: Wer sich der Hybris schuldig macht, wird schon bei den Griechen durch die Göttin Nemesis bestraft, und zwar nicht zu knapp. Antigone kennt dieses Problem. Ödipus kennt es. Und die Dschungelcamper kennen es auch.

Das mit dem oben besagten Austoben hätte auch der von sich selbst recht eingenommene Bachelorette-Bezwinger David Friedrich in der Dschungelprüfung oder bei der Schatzsuche gemeinsam mit Natascha Ochsenknecht sicherlich gerne getan („Hauptsache, man hat was zu tun“). Doch die Götter (na gut: die Regie, das Wetter, die Tagesform) meinen es nicht gut mit dem jungen Mann, den Sonja Zietlow so gerne halbnackt sieht: Der rettende Schlüssel plumpst ins Wasser zu Schlammkrabben, Flutsch-Aalen und Kneifkrebsen. Und die Schatzsuche wird ihm und Natascha Ochsenknecht kräftig versalzen.

Doch wie wird aus einem verzweifelten C-Promi im australischen Dschungel eine Legende? Passiert das, wenn die Moderatoren in einem Anflug von Nostalgie und Selbstreferenzialität davon erzählen, wie toll die anderen Staffeln gewesen sind, wie viel tougher die anderen Kandidaten gewesen seien? Der Zuschauer denkt vielleicht an Costa Cordalis oder Brigitte Nielsen, ja, an damals, als noch richtige Stars im Dschungel vom Baum fielen. Ähm, hallo?

Oder geschieht Legendenbildung in diesen kleinen Augenblicken der gespielten Ungläubigkeit einer Tina York? Außer eklektisch vorgetragenen Sätzen wie „Das ist nicht wahr!“ oder „Das stimmt nicht!“ scheint die Schlagersängerin auch in dieser Folge nicht viel beigetragen zu haben.

Ist am Ende aber vielleicht die Entbehrung der Stoff, aus dem Legenden sind? Man fragt sich, wie viele ehemalige Raucher wieder schwach geworden sind und zum Glimmstengel gegriffen haben, nachdem sie Danieles Lamentieren (Immer noch keine Kippen!) und seine Ekstase (Juhu, endlich Kippen!) angesehen haben. Eines ist jedenfalls sicher: Dass eine Kippe „besser als alles“ ist, wie Negroni behauptet, darf wohl getrost ins Reich der düsteren Legenden verschoben werden.

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