Remscheid Misshandelter Kater aus Remscheid hat über 6000 Facebook-Fans

Remscheid. Damit hatte in der Tierarztpraxis von Dr. Eva Köhn-Voelkel niemand gerechnet: Kater Fred hat auf Facebook über 6000 Follower. „Wir haben die Seite eingerichtet, weil so viele Leute angerufen und sich nach Fred erkundigt haben“, erzählt Sarah Kucharzewski, tiermedizinische Fachangestellte in der Praxis.

Remscheid: Misshandelter Kater aus Remscheid hat über 6000 Facebook-Fans
Foto: Roland Keusch

Das Schicksal des etwa fünf Monate alten Katers ist denkbar tragisch. Vor knapp drei Wochen war er von einem Spaziergänger im Remscheider Stadtpark in einer zugeschnürten Plastiktüte gefunden worden. Der Kleine hatte erhebliche Verletzungen, unter anderem massive Würgemale. Zunächst war nicht klar, ob das Tier überhaupt überleben würde.

Doch der schwarz-weiße Kater kämpfte sich zurück. Fred, wie ihn die Mitarbeiterinnen getauft hatten, habe die ganze Praxis auf den Kopf gestellt. „Alle hatten das Bedürfnis, sich um ihn zu kümmern“, sagt Sarah Kucharzewski. Dazu kamen noch die unzähligen Anrufe und Spendenangebote.

Um Freds „Fans“ auf dem Laufenden zu halten, habe man sich entschieden, für ihn eine Facebook-Fanseite unter dem Titel „Fred aus der Tüte“ einzurichten. Der Kater berichtet dort über seinen Gesundheitszustand und seine Fortschritte. Vier Tierarzthelferinnen, die auf der Seite Freds „Tanten“ heißen, kümmern sich um den Account, beantworten Nachrichten und lesen Kommentare. Die Kommentarflut unter den Beiträgen ist riesig. Die Nutzer des sozialen Netzwerks bekunden ihr Mitleid und schicken Genesungswünsche.

Das erste Video von Fred wurde über 33 000 Mal aufgerufen. Zu sehen und zu hören ist das erste „Miau“, das der gequälte Kater seit seiner Ankunft in der Praxis herausbrachte. „Zu Anfang konnte er wirklich gar nichts. Er war sehr schwach“, erzählt Sarah Kucharzewski. In der ersten Nacht sei sie jede Stunde aufgestanden, um nachzuschauen, ob er noch atmet. Sukzessive wurde er aufgepäppelt, mittlerweile bringt Fred 2,3 Kilogramm auf die Waage. Langsam werde er sogar richtig „wild“, da er seinen Spieltrieb entdecke. Auch dem Kratzbaum habe er sich angenähert.

Bei all diesen Fortschritten können ihn seine Fans via Facebook begleiten — und das Interesse an Fred reißt nicht ab. Freds Ostergrüße gefielen 3000 Nutzern, das jüngste Foto — ein herzhaftes Gähnen — gefällt schon 2000 Fans. „Damit hätten wir niemals gerechnet“, ist Sarah Kucharzewski heute noch erstaunt. Die Praxis habe mittlerweile so viele Futterspenden bekommen, dass Fred ein Jahr lang davon fressen könnte, erzählt die 22-Jährige. „Das ist super lieb von den Leuten“, ist sie gerührt. Doch nicht nur Fred habe die Unterstützung verdient. Wer etwas Gutes tun wolle, könne auch Spenden beim Tierheim abgeben. Das wäre bestimmt auch in Freds Sinne.

Der Kater hat bei der Tierarzthelferin mittlerweile ein liebevolles Zuhause gefunden. Sarah Kucharzewski und ihre Familie, inklusive Hund, waren sofort schockverliebt in Fred und nahmen ihn auf. „Der bleibt jetzt auch bei mir“, freut sich die 22-Jährige. Der Stubentiger wird seine Fans weiterhin an seinem bewegten Leben teilhaben lassen. Ob er ein echter Internetstar, so wie die mürrische Grumpy-Cat oder der Chiweenie-Rüde Tuna mit dem Überbiss, wird, weiß niemand. Dass Fred mit seinem Schicksal tausende Menschen bewegt hat, ist aber gewiss.

Am 19. März wurde Fred in die Tierarztpraxis gebracht. Am 20. machten die Mitarbeiterinnen den Fall öffentlich, um Hinweise auf den Täter zu bekommen. Am 26. musste Fred in einer Ahlener Tierklinik behandelt werden. Die Polizei ermittelt wegen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz — bisher ohne Erfolg.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort