Zweite Heimat, erste Wahl

Die gebürtige Südafrikanerin ist dem SV Bayer treu geblieben. Und hat Erfolg, denn es sind ihre vierten Olympischen Spiele.

London. Wer die ersten Starts von Sarah Poewe für den SV Bayer Wuppertal im Jahr 2002 miterlebt hat, der kann nur staunen, wie sich die Karriere der gebürtigen Südafrikanerin entwickelt hat. In London wird die Brustschwimmerin zum vierten Mal an Olympischen Spielen teilnehmen, zum dritten Mal geht sie für den Verein aus Wuppertal an den Start. Was zunächst nur nach einer Zwischenstation in einer Schwimmerkarriere aussah, hat sich im Laufe der Jahre zur zweiten Heimat entwickelt. Und nach dem Abschluss ihres Studiums in den USA ist Sarah Poewe sogar in Sonnborn heimisch geworden.

Auch dank Bayer-Trainer Farshid Shami, der sie seit gut einem Jahr intensiv betreuen kann, ist sie derzeit so schnell wie nie zuvor in ihrer Karriere, wenn man vom kurzen Intermezzo der inzwischen verbotenen „Wunderanzüge“ einmal absieht. Und selbst an ihren 2009 in dieser Kluft erzielten Deutschen Rekord über 100 Meter kommt sie fast wieder heran. In London soll der Rekord möglichst fallen.

„Das Olympische Dorf hier ist das beste, das ich bisher erlebt habe“, schildert Poewe derzeit in bester Laune das Athletengelände. Die 29-Jährige hat eine gemeinsame Wohnung mit Britta Steffen (Berlin), Jenny Mensing (Wiesbaden) und Silke Lippok (Pforzheim), mit der sie auch das Schlafzimmer teilt. Die viermalige Olympiateilnehmerin und der achtzehnjährige Olympianeuling haben sich offenbar gesucht und gefunden. „Silke ist der perfekte Partner für mich. Wir haben viel gemeinsam, können über die gleichen Dinge lachen und uns gut ablenken“, sagt Poewe, die selbst über die Jahre zur Persönlichkeit gereift ist.

In ihrer direkten und sympathischen Art gibt sie coole Interviews und ist auch auf dem königlichen Parkett sicher unterwegs. So war sie im vergangenen Jahr Wuppertals Botschafterin bei der Traumhochzeit ihrer früheren Mannschaftskollegin Charlene Wittstock, die dem Fürsten Albert das Ja-Wort gab. Für ihre Freundin Charlene sind Bestzeiten auf der 50-Meter-Bahn längst außer Reichweite. Die Neu-Wuppertalerin dagegen schwimmt immer noch in der Weltspitze mit, dürfte mit ihrer großen Erfahrung in London auch die Chance für einen Start in der stark besetzten deutschen Lagenstaffel haben.

Den Traum von einer Einzelmedaille hat Sarah Poewe ebenfalls noch nicht ausgeträumt, obwohl sie ihren deutschen Rekord von 1:07,01 Minuten noch einmal wird steigern müsste, um in Reichweite des Siegertreppchens zu kommen. Mit Druck weiß sie gut umzugehen, was bei den Olympischen Spielen besonders wichtig ist. Alles ist dort anders für die Aktiven, die nur alle vier Jahre in der ersten olympischen Woche derart im Fokus der Weltöffentlichkeit stehen.

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