Wuppertals Kulturszene simuliert den eigenen Tod

Während einer Veranstaltung in der Börse ging es hoch her. Jung und Nocke in Erklärungsnot.

Wuppertal. Engagiert, emotional und aufgebracht war die Diskussion beim dritten Jahrestreffen der Freien Kulturszene. Etwa 180 freie Künstler und Kunstinteressierte waren der Einladung von Oberbürgermeister Peter Jung und Kulturdezernent Matthias Nocke in die Börse gefolgt - viele, um ihren Unmut über die Sparpläne der Stadt zu bekunden.

Denn während der Best-and der Börse selbst inzwischen gesichert ist, muss die freie Kulturszene Wuppertals nach massiven Einsparungen in den vergangenen Jahren dieses Jahr noch einmal mit weniger Mitteln auskommen. Oberbürgermeister Jung war über die Begrüßung kaum hinausgekommen, als sich knapp zwanzig Künstler vor ihm zu Boden warfen und reglos dort liegen blieben. In ihre mit Kreide nachgezeichneten Umrisse stellten die Aktivisten dann kleine Schilder: Musiker, Sängerin, Kulturschaffender, war da zu lesen.

Die Botschaft an Jung war einduetig: Wuppertals freie Kulturszene stirbt, wenn weiter gespart wird. "Wenn wir über Geld reden, reden wir über Geld, das wir nicht haben", antwortete Jung und betonte, dass es sein Ziel sei, grundlegende Strukturen dennoch zu erhalten.

Monika Heigermoser vom städtischen Kulturbüro erklärte, dass die fehlenden Mittel vor allem mit Geldern von Sponsoren und aus landesweiten Fördertöpfen ersetzt werden sollten. Einen Schwerpunkt in der Förderung lege die Stadt auf Projekte, die die Integration von Kulturen und Generationen unterstütze, sagte Kulturdezernent Mathias Nocke. Theatermacher Olaf Reitz warf ihm daraufhin vor, die Kunst instrumentalisieren zu wollen.

Nach dem Willen der Stadt sollten Kunstprojekte die Defizite ausgleichen, die etwa durch Einsparungen in der Bildung entstanden wären, sagte Reitz. Bei andauernder Angst vor Kürzungen könne nicht kreativ gearbeitet werden, warnte Theaterpädagogin Ute Kranz. Musiker Ulrich Klein forderte einen Runden Tisch, an dem Finanzen gemeinsam geplant werden könnten.

Immer wieder wurden der Umbau des Döppersberg und die Schließung des Schauspielhauses von den Anwesenden kritisiert. Nach zwei Stunden angeregter Diskussion hatte der Saal sich deutlich geleert, allgemeine Erschöpfung aller Beteiligten war zu spüren. Eine bahnbrechende Idee wurde nicht präsentiert. Dennoch war diese erste grundsätzliche Kommnikation zwischen Stadt und Kulturszene wohl dringend nötig - auch wenn sich beide Seiten kaum annäherten.

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