Wuppertaler Spitznamen: Über den Knapp zur Knochenmühle

Zum Abschluss der Serie über Wuppertaler Spitznamen geht es heute vor allem um Viertel und Steigungen.

Wuppertal. Ausdrücke wie Dichterviertel oder Vogelviertel sind den Wuppertalern auch jetzt noch für Straßenzüge in Vohwinkel beziehungsweise am Sedansberg bekannt. Das Chinesenviertel hingegen dürfte kaum noch jemandem etwas sagen. Es sei denn, er kennt sich in der Hatzfelder Historie gut aus. Der Bürgerverein Hatzfeld berichtet auf seiner Internetseite, dass es sich dabei um das Gebiet zwischen Wilkhaus- und Grunerstraße handelt. Dort hatten demnach Versehrte des Ersten Weltkriegs während der 20er Jahre auf genossenschaftlicher Grundlage ihre Häuser errichtet. Es dauerte also nicht lange, bis das Areal den Ruf Genesungsviertel weg hatte, der dann vom Volksmund ebenfalls zügig in den Begriff Chinesenviertel gewandelt wurde.

Weiter weg am Mirker Hain gibt es außerdem eine Wohnsiedlung mit dem Spitznamen Negerdorf. Das soll Leserhinweisen zufolge daran liegen, dass diese Häuser nicht der zuvor üblichen strengen Anordnung folgten. Unweit des Negerdorf gibt es unterschiedlichen Quellen zufolge auch den Totenteich, möglicherweise aus dem Umbau des Kampermannschen Steinbruchs 1899 entstanden. Nicht bestätigten Berichten zufolge muss sich dort ein Liebesdrama mit tödlichen Ausgang ereignet haben.

Da geht es im Pelerinenviertel rings um den Frankenplatz schon unspektakulärer her. Es gibt sogar einen Arbeitskreis Pelerinenviertel, der sich um die Aktivitäten im Quartier kümmert. Warum das Viertel nach dem kurzen Schulterumhang benannt ist, bleibt aber unklar. Woher das Beamtenviertel im Bereich Bürgerallee, Zietenstraße und Seydlitzstraße seinen Namen hat, ist hingegen klar. Da haben mal ungewöhnlich viele Lehrer gewohnt.

Und dann diese Steigungen: Den Namen Himmelsleiter für die Jakobstreppe kennen viele. Peter’s Bergchen für einen Teil der Riemensstraße, weil oben Peter’s Geschäft war, kennt aber kaum noch jemand. Den Begriff Knapp für Steigungen im Allgemeinen schon. An den Ritterhauser Knapp erinnert der Langerfelder Friedrich Paul. Gemeint ist die Langerfelder Straße vom Rauental aus. Paul berichtet von einem ehemals sehr belebten Viertel mit Gaststätten wie dem Bienenhaus, Vereinshaus des Oberbarmer Sängerhain und der Eisenbahner. Weiter oben stellte ein weit in die Straße ragender Bürgersteig ein Hindernis dar.

Eines, das offenbar eigentlich niemand brauchte, denn Paul zufolge hatten sowohl Pferdefuhrwerke als auch die Straßenbahn ohnehin ihre liebe Not damit, den Knapp zu überwinden. Paul erinnert sich auch noch an das Haus Nr. 84, wo nach dem Krieg ein Lokal entstand, in dem es Essen auch ohne Marken gab. Der Name des Lokals: Schlapp-Schlapp. Das Gericht: Pellkartoffelscheiben mit brauner Soße. Und geschmeckt hat es der Überlieferung nach köstlich. Ebenfalls im Stadtteil Langerfeld: Stiewen Köttel. Ruth-Meyer-Kahrweg erinnert an die stark ansteigende Wegstrecke zwischen Wilhelm-Hedtmann-Straße und Kaiserplatz. Der Name ist sogar im Pharus-Plan Barmen aus dem Jahr 1928 eingetragen.

Ein anderer Wuppertaler Plan, gedruckt irgendwann zwischen 1935 und 1938, enthält, wie Ruth-Meyer Karweg zeigt, auch die Ortsbezeichnung Flötpfeife. Es geht um das Haus Linderhauser Straße 190, erbaut von Gordt Stock, der den Recherchen nach 1683 starb. Und woher kommt der Name? Im Keller des Hauses stand eine Dampfmaschine, die regelmäßig um die Mittagszeit die Dampffeife ertönen ließ. Und wo wir schon einmal in der Gegen unterwegs unterwegs sind: Dass die Beckacker Brücke von den Straßenbahnschaffnern der Linie 2 gern als "Be-kackerbrücke" ausgesprochen wurde, versteht sich von selbst.

Und die Burgen? Der Name Wissensburg für die oberhalb der Stadt thronenden Bergischen Uni stammt noch aus der Gründungszeit in den 70er Jahren. Wanzenburg klingt da schon weniger freundlich und meinte ein nach dem Krieg abgerissenes altes Haus in Nächstebreck zwischen Wittener Straße und Linderhauser Straße.

Noch in paar Begriffe, die unter anderem dank der Mitarbeiter der Wuppertal Marketing Gesellschaft und des Presseamtes nicht ganz in Vergessenheit geraten: Bügeleisen für das EDE-Haus. Galgenkämpken für die Richtstätte Westerbusch, Knochenmühle für eine frühere chirurgische Klinik an der Hünefeldstraße, Hundsbusch für das Waldstück zwischen Westfalenweg und Hans-Böckler-Straße. Bredder Alpen für den früheren Garten der Familie Wuppermann am Mühlenweg. Dort, so heißt es, stand man dann plötzlich vor einem kleinen Sanssouci.

Die Cronenberger sind zudem offenbar besonders erfindungsreich, wenn es um Spitznamen geht: Der Heimat- und Bürgerverein erinnert unter anderem an solche Ausdrücke wie Am Fracke für einen Teil der Oberkamper Straße, Feckens Dreh für eine Kurve in der Wahlert sowie Kutscherweg für die Verbindung zwischen Theishahner Straße und Korzert.

Für denkmalgeschützte Plumpsklos an der Luisenstraße fällt die Bezeichnung ebenfalls derb aus. Vom altbergischen Driethüsken ist da die Rede.

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