Wuppertaler Spitznamen: Der Ölberg ist filmreif

Im Viertel Ölberg brannten bis in die 20er Öl-Lampen, heute flimmert es über die Kino-Leinwand.

Wuppertal. Es gibt Spitznamen, die sind in aller Munde und trotzdem muss lange nachgedacht werden, bevor klar wird, woher dieser Spitzname eigentlich kommt. Das ist beim Ölberg völlig anders. Dass das Quartier im südlichen Teil der Nordstadt so heißt, weil die Menschen dort selbst in den 20er Jahren ihr Licht noch mit Öl beziehungsweise Petroleum entzündeten, während die Häuser zum Beispiel gegenüber im Briller Viertel längst an das Stromnetz angeschlossen waren, weiß fast jeder Wuppertaler. Dass der Ölberg zu den größten zusammenhängenden Denkmalgebieten der Republik gehört, ist allerdings weniger bekannt.

Dafür erinnern sich WZ-Leser beim Ölberg sofort an alte Liedzeilen, in die das gebündelte Lokalkolorit Einzug gehalten hat.

"Wenn der Blaue nach Hause kommt, dann ist die Mutter froh, dann braucht sie kein Petroleum mehr, der Blaue leuchtet so."

"Blau", das bedeutet in Wuppertal in diesem Zusammenhang übrigens nichts anderes als rothaarig. Fast jeder Sportverein hatte in der Vergangenheit jemanden in den Reihen, der "Blauer" gerufen wurde. Rote Haare zu tragen, das brachte früher eben mehr Komplikationen als heute mit sich.

Der Ölberg selbst, das frühere Arbeiterviertel und mittlerweile neues Selbstbewusstsein und Lebensfreude ausstrahlende Quartier, ist zudem die Quelle anscheinend nicht enden wollender Identifikations-Fähigkeit. Da ist die Nähe zur Elberfelder City, zur Friedrich-Ebert-Straße und vor allem zum Luisenviertel natürlich hilfreich. Und es schadet auch nicht, mit dem Tippen Tappen Tönchen die berühmteste Treppe der Stadt im Quartier zu haben.

Es hat vielleicht auch zusammengeschweißt, den Kampf gegen die Poller (Straßenabsperrungen, die das Viertel in zwei Teile schnitt) in den 90er Jahren gewonnen zu haben. Und wenn Filmszenen für "Der Krieger und die Kaiserin", "Knockin’ on heaven’s door", "Alice in den Städten" oder "Manta Manta" dort gedreht werden, dann verleiht das dem Quartier eben einen besonderen Chic.

Einen, den die Menschen offensichtlich gerne zeigen. "Ölbergisch - Keiner wie wir", heißt es da zum Beispiel passend zur Imagekampagne der Stadt. Klaus Lüdemann, Stadtverordneter der Grünen, holte sich sein Direktmandat in eben jenem Viertel - und seine Homepage hat die eigentlich alles sagende Adresse klausvomoelberg.de.

Ein eigenes Stadtteilfest hat der Ölberg auch. Ölbergfest heißt es - und gilt als eines der schönsten. Es gibt sogar Ölberglämpchen, deren Kerzen wie zum Trotz leuchten. Trotz vielleicht, weil es auch gelang, den in der Vergangenheit einmal geplanten Abriss der in der Gründerzeit entstanden Wohnhäuser zu verhindern.

Mittlerweile gibt es auch einen Ölbergmarkt auf dem Otto-Böhne-Platz. Und es ist kein Wunder, dass sich Unternehmer, Kreative und Kunstschaffende im verein "Unternehmerinnen für die Nordstadt" zusammengeschlossen haben.

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