Wuppertal braucht eine Ruckrede

offen gesagt

Der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog hat es sich seinerzeit erlaubt, seinem Land die Leviten zu lesen. Seine Ruckrede zur Lage der Nation führte immerhin vorübergehend zur offenen Diskussion über die wirklich wichtigen Themen.

So eine Rede könnte Wuppertal auch gebrauchen. In einer Zeit, in der diese Stadt die wahrscheinlich wichtigste Baustelle seit Jahrzehnten zu bewältigen hat, wirken die Kräfte gegeneinander, statt miteinander das große Ziel anzusteuern. Wie unklar der Döppersberg und seine Bedeutung gesehen werden, zeigen zwei Reaktionen: Peter Jung hat sich nach dem Einspruch der Händler und der IHK gegen die nachbesserungswürdige Verkehrsplanung tatsächlich zu dem Satz durchgerungen, dass er für die nun folgenden Änderungen die Verantwortung übernehme. Das ist insofern bemerkenswert, als er die Verantwortung als Oberbürgermeister auch vorher schon hatte. Offenbar empfand er das anders. Bisher jedenfalls stand immer sein zuweilen unglücklich agierender Dezernent Frank Meyer von der SPD im Regen.

Ein Dezernent ist der Bürgerinitiative Döpps 105 nicht genug. Sie blamiert gleich die ganze Stadt, in dem sie den berlinernden RTL-Frauenwitzchen-Reißer Mario Barth auf den vermeintlichen Skandal um den Döppersberg hinweist. „Mario Barth deckt auf“ ist der Unheil verheißende Titel der Sendung, die Wuppertal wieder einmal in ein Licht rücken wird, in das diese Stadt nicht gehört.

All das lässt sich leicht verhindern, wenn Informationen an die Stelle von Gerüchten treten, wenn Einsicht Sturheit ersetzt, wenn Aufbruchstimmung Verzagtheit ablöst. Wuppertal braucht eine Ruckrede — und jemanden, der sie halten will.

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