Wuppertal 2025: Bleibt die Stadt grün?

Bis zum Jahr 2025 sind gerade auch beim Flächenverbrauch zentrale Weichen zu stellen. Lässt sich der Umbau der Stadt mit dem Schutz der Landschaft verbinden?

Wuppertal. Bei allen Diskussionen um neue Wohnsiedlungen und Einkaufszentren in Randlagen: Dass Wuppertal auch im Jahr 2025 eine „grüne Stadt“ ist, bezweifelt kein Experte ernsthaft, ganz gleich, welchem — mitunter auch politischen Lager — er angehört. Dennoch stehen Stadtentwickler, Landschaftspfleger und Umweltschützer in den nächsten 15 Jahren in Wuppertal vor Herausforderungen: Wie lässt sich die Stadt in Zeiten leerer Kassen und des demographischen Wandels auf Kurs halten, ohne wertvolles Grün vor der eigenen Haustür aufs Spiel zu setzen?

Die laufenden Auseinandersetzungen um das Wohngebiet am Rädchen in Ronsdorf und die geplante Ikea-Ansiedlung am Eichenhofer Weg (S. 19) unterstreichen die letzten Endes entscheidende Frage: Wie geht Wuppertal in Zukunft mit seinen unbebauten und bebauten Flächen um? Sofern er bei allen Widerständen aus der Stadt und ihrer Nachbarschaft verwirklicht wird, wird im Ikea-Homepark um das Jahr 2025 herum zehnjähriges Bestehen gefeiert — auf der „grünen Wiese“, wie Kritiker monieren.

Gerade mit ihr kennt sich Martin Dahlmann, im wahrsten Sinne des Wortes, von Natur aus aus: Als Landwirt auf dem Ehrenberg und Vorsitzender der Kreisbauernschaft schlägt er mit Macht bei ihm auf — der vielbeschworene Flächenverbrauch: Dabei sind geplante Bauprojekte im Grünen nur eine Seite der Medaille: Was den gut 500 Landwirten in der Region fast noch größere Sorgen macht, ist die Umwidmung von Äckern und Wiesen in ökologische Ausgleichsflächen für Eingriffe an ganz anderer Stelle. Beispiel: „Für die neue JVA in Ronsdorf gingen der Landwirtschaft auf diesem Weg sieben Hektar bestes Ackerland im Rhein-Sieg-Kreis verloren“, sagt Dahlmann. „Das muss ein Ende haben.“

Noch gar nicht auf dieser Rechnung stehe die Energiewende — in Form von Windkraftanlagen, wie auf der Kleinen Höhe, und die noch zu bauenden Transporttrassen für „grünen Strom“: Für den Bau einer Windkraftanlage im Gegenzug gleich vier bis sechs Hektar Fläche für ökologische Ausgleichsmaßnahmen vorzusehen, sei ein Widerspruch in sich. „Der beste Naturschutz ist immer noch die Landwirtschaft. Wir wollen die Stadtentwicklung nicht verhindern: Uns geht es um intelligente Lösungen.“

An genau denen arbeitet — auf der anderen Seite des Schreibtischs — auch Frank Meyer, bei der Stadt Wuppertal als Dezernent unter anderem für die Stadtentwicklung zuständig.

Richtet sich der Blick auf den Umbau bereits beanspruchter Flächen — jenseits ehemaliger Brachen wie zum Beispiel am Bergischen Plateau in Wichlinghausen — ist die Marschrichtung bis 2025 klar vorgegeben: Bei der Erneuerung von Wohnquartieren liege die Priorität bei den gründerzeitlichen Vierteln entlang der Talachse: „Unterbarmen, die Elberfelder Nordstadt und der Arrenberg werden durch das Programm Stadtumbau West gefördert.“ Dort bündelt die Stadt in Zeiten leerer Kassen und knappen Personals in den nächsten Jahren ihre Kräfte — jenseits der „Leuchttürme“ Nordbahntrasse und Döppersberg.

Und was für eine Zukunft haben die großen Wohnsiedlungen der 60er und 70er Jahre — wie etwa am Schmitteborn in Langerfeld, am Rehsiepen in Ronsdorf oder auch am Uellendahl? Abgesehen davon, dass sie unterschiedlich „in Schuss“ sind, werden sie auch 2025 das Stadtbild prägen, schätzt Meyer: „Das Ziel, problematische Bestände innerhalb einer kurzen Zeitspanne abzureißen, scheitert derzeit an Eigentums- und Wirtschaftlichkeitsfragen.“ Und es fehlt auch hier das Geld — in Form entsprechender Förderprogramme des Bundes und des Landes. Ironie des Schicksals: Gerade die nicht mehr zeitgemäßen Großsiedlungen liegen in genau jenen Randlagen, die jetzt so begehrt sind.

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