Wuppertaler Traditionskneipen Wo die Elche sich gute Nacht sagen

In der Kneipe „Jäger 90“ geht es weltoffen zu. Der Name spielt auf eine antike Jagdlegende an.

Wuppertaler Traditionskneipen: Wo die Elche sich gute Nacht sagen
Foto: Gerhard Bartsch

Wichlinghausen. Seit 27 Jahren gibt es das „Jäger 90“ an der Bartholomäusstraße in Wichlinghausen. „Das etwas andere Elchrestaurant“ — wie auf dem Schild am Eingang zu lesen ist — ist auch etwas anders. Hier gibt es ein Fenster und eine Terrassentür, die nicht parallel zum Boden des Lokals verlaufen, sondern schräg eingebaut sind und der Neigung der Barthalomäusstraße entsprechen. „Das war damals die Idee der Erstbesitzer Herbert und Gregor Hees“, weiß Wirt Wolle Klosa (48) und erklärt, dass dieser ungewöhnliche Einbau des Fensters und der Tür zur Auflockerung des Ambientes beitragen sollte.

Ebenso kurios wie diese Schräglage, ist auch die Herkunft des Namens „Jäger 90“. Die etwas komplexere Geschichte erklärt Wolle Klosa so: „Etwa neunzig Jahre vor Christus gab es in dieser Gegend Römer. Wuppertal war überwiegend bewaldet, so dass sich zu dieser Zeit auch Elche hier herumtrieben. Allerdings durften damals nur die reichen Römer diese Tiere jagen, um ihr Fleisch zu essen. So blieben die Armen zunächst hungrig.

Da kamen die schlauen Wuppertaler auf eine Idee: Sie wussten, dass Elche keine Kniegelenke haben und sich nie hinlegen, da sie sonst nicht wieder hochkämen. Zum Schlafen lehnen sich die Tiere an einen Baum, um nachts nicht umzufallen. So sägten die armen Leute die Bäume an und wenn sich die Elche an einen lehnten, fielen sie mit ihm um. So brauchten die Wuppertaler die Tiere nur noch „einzusammeln“ und haben sie nicht illegal gejagt. Beeindruckt von dieser Geschichte, gaben die Erstbesitzer der Kneipe ihren Namen.

Seit 1994 betreibt Wolle Klosa nun die Gaststätte. Die meisten Besucher sind Stammgäste. So auch Salvador Oberhaus. Der vierfache Vater kommt schon seit über 20 Jahren regelmäßig ins „Jäger 90“. Neben der Qualität der Speisen und den fairen Preisen sei auch seine emotionale Bindung zum Lokal ausschlaggebend dafür, dass er schon so lange Gast ist. „Mir gefällt der kulturelle Background des Ladens. Die Vorbesitzer sind ja Künstler. Und auch besonders wegen Wolle komme ich her“, sagt der Gast. Auch seine Kinder kämen zwischendurch mal mit. Denn das „Jäger 90“ ist keine klassische Kneipe, sondern ein familienfreundliches „Elchrestaurant“. Tochter Mara (8) findet das Lokal „total cool“ und das Essen „echt lecker“.

Und das scheint sich herumgesprochen zu haben. Auf einer Weltkarte, die in dem Lokal hängt, sind jede Menge verschiedener Länder angepinnt. Es kamen laut Klosa schon Besucher aus Neuseeland, China, Südafrika, Kanada oder auch aus Kasachstan. Meist seien das Austausch-Studenten, Geschäftsreisende oder auch Leute, die ihre Verwandten in Wuppertal besuchen. „Hier ist aber jedermann willkommen, Toleranz spielt in meinem Lokal eine große Rolle.“

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