Offen gesagt Vom Kopf auf die Füße

Teile der Wuppertaler Bevölkerung brauchen offenbar Nachhilfe einer mutigen, jungen Frau aus dem Senegal, wenn es um die Frage geht, wie eine Gesellschaft funktionieren kann. Nichts anderes hat Selly Wane mit ihrem Versuch angestrebt, als Parteien, die sich im Mai zur Landtagswahl stellen, in ihrem Café im Luisenviertel mit den drängenden Fragen der Gegenwart zu konfrontieren.

Offen gesagt: Vom Kopf auf die Füße
Foto: Schwartz, Anna (as)

Das Ende vom Lied ist bekannt. Die Linke im Stadtrat hat sich der Diskussion verweigert, die autonome Szene ging gar noch einen Schritt weiter und verhinderte den demokratischen Meinungsaustausch.

Warum? Weil die farbige Muslima Selly Wane es gewagt hatte, auch die AfD zur Diskussion einzuladen. Dabei mag es zwar seltsam anmuten, dass eine Partei, in der ein Björn Hoecke seinen nationalistischen Unfug verbreiten darf, weder verboten ist noch auch nur vom Verfassungsschutz beobachtet wird — was sie übrigens von Teilen der Linken unterscheidet — aber so ist es. Mithin ist sie nicht verboten und kann am 14. Mai in den Landtag gewählt werden, was bedauerlicherweise wohl auch geschieht.

Umso mehr müssen demokratisch gesinnte Parteien ein Interesse daran haben, sich mit den teils kruden Fantasien der selbst ernannten Alternative für Deutschland zu beschäftigen. Vielleicht ist der eine oder andere AfDler ja noch davon zu überzeugen, dass beispielsweise Abschottung, Frauen an den Herd und Ignoranz des Klimawandels nichts ist, womit sich die Zukunft gestalten lässt. Solche Gedanken macht Wuppertals Linke sich allerdings nicht. Sie zieht es vor, sich das Wahrheitsmonopol vorzugaukeln, an dem schon ihre ostdeutschen politischen Urahnen erbärmlich gescheitert sind.

Die Verweigerung der Linken wird in Wuppertal nur noch von der autonomen Szene überboten. Sie erdreistet sich, darüber zu befinden, wer in dieser Stadt mit wem reden darf. Und setzt sich jemand darüber hinweg, dann wird er offen bedroht. So jedenfalls ist es Selly Wane nach eigenem Bekunden widerfahren. Und der Auftritt der Autonomen an jenem Donnerstagabend im Luisenviertel lässt erahnen, dass diese Leute tun, was sie sagen, falls Wane einen neuen Anlauf unternimmt.

Nicht zuletzt deshalb ist es sehr bemerkenswert, dass dieselben Autonomen auf Kosten des Steuerzahlers an der Gathe ein schönes Leben führen. Ihr Zentrum wird mittelbar mit Hilfe der Stadt Wuppertal finanziert. Alle Versuche, sie woanders unterzubringen, sind in der Vergangenheit daran gescheitert, dass die Autonomen bisher keine Lust hatten, umzuziehen. Anstrengungen Dritter, mit ihnen in Kontakt zu treten, scheitern üblicherweise daran, dass irgendein geheimnisvolles Komitee Gespräche mehrheitlich, vermutlich einstimmig ablehnt. Tolle Demokratie.

Dass sich die Linke in Wuppertal von so einem destruktiven Zirkus leiten lässt, ist allein ihre Sache. Aber Wuppertal sollte sich das unheilvolle Wirken der Autonomen ab sofort nicht mehr bieten lassen. Es ist an der Zeit, die Verhältnisse vom Kopf auf die Füße zu stellen, statt für fortgesetzte Demokratieverweigerung auch noch zu bezahlen.

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