Wuppertaler Weltmarktführer Starker Partner im Hintergrund

Die Firma Systec ist wenig bekannt, denn was den Firmensitz an der Wupper verlässt, trägt praktisch immer einen anderen Namen.

Wuppertal. In Wuppertal Laaken, direkt an der Wupper, liegt zwischen Vorwerk und Erfurt Raufaser, ein Kleinod des Bergischen Maschinenbaus, das kaum jemand kennt. Denn was bei der Firma KS Systec KG die Werkshallen verlässt, trägt immer einen anderen Namen.

Wuppertaler Weltmarktführer: Starker Partner im Hintergrund
Foto: Andreas Fischer

Die Firma KS Systec wurde 1869 als August Schnakenberg KG gegründet und stellte Rohre und Anlagen für die aufkommende Chemieindustrie her. Was damals als unbedeutende Nebensache erschien, ist heute das Kerngeschäft: der Maschinen- und Gerätebau. KS Systec ist die verlängerte Werkbank großer Unternehmen und Konzerne.

Alles was diese Firmen nicht selber bauen können oder wollen, wird gerne übernommen. Besonders im Bereich Medizintechnik. Agfa Gevaert HealthCare lässt hier seine Entwicklungsgeräte für Röntgenfilme bauen. Aber auch Siemens, General Electric oder der Scannerhersteller Image Access schätzen die Konstruktionskunst und den Sachverstand aus Wuppertal.

Fragt man den Geschäftsführer Tobias Schmidbauer nach seinem Traumkunden, bekommt er glänzende Augen: „Unser idealer Kunde möchte eine komplexe Maschine bauen, die aus einem Werkstoffmix von Metall und Kunststoff besteht, elektronisch gesteuert ist und über Jahrzehnte zuverlässig arbeiten soll. Solche Herausforderungen lieben wir!“

Planung, Konstruktion und Produktion bietet der Maschinenbauer seinen Kunden dafür maßgeschneidert an. Dazu einen Service der besonderen Art: die KS Systec verfügt über sämtliche Zulassungen und Zertifikate im Bereich Medizingeräte, um für den Kunden alle Prüfungen für die Marktzulassung durchzuführen. Service aus einer Hand - im sensiblen Bereich der Medizin alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Das schätzt auch Siemens. Der Konzern lässt hier Baugruppen und Geräte zur Blutanalyse fertigen.

„Das müssen wir ins Labor schicken!“ — als die Fotografie noch nicht digital war, hat man diesen Spruch oft in Fotoläden gehört. Die Entwicklung von Fotos war ein aufwendiger nasschemischer Prozess, der schnell und industriell betrieben werden musste. Dafür hatte die Firma Agfa-Photo riesige Maschinen entwickelt. Denn das Labor war nichts anderes als eine vollautomatische Entwicklungsmaschine für Fotos.

Groß wie ein kleiner LKW, bestehend aus tausenden Einzelteilen und ausschließlich in Wuppertal gebaut und von dort in die ganze Welt geliefert: Mit dem Kunden Agfa und seinen Riesenmaschinen ist auch die KS Systec groß geworden. Ein Erfolg, der konsolidiert werden wollte. Denn 30 Jahre später ist die Nachfrage aufgrund der digitalen Fotographie nahezu Null.

Diversität macht stabil. Doch die KS Systec wäre kein Bergischer Maschinenbauer, wenn sie sich nicht auch selbst neu erfinden könnte. Was tausende Male im Auftrag des Kunden gelang, funktionierte auch mit der eigenen Firma. Heute sind die Kunden der KS Systec kleiner, dafür zahlreicher. Dazu zählt das Unternehmen Opair aus Bochum. Sie suchte einen starken Partner zur Entwicklung und Fertigung von Klimageräten für sensible Bereiche wie Operationssäle oder Intensivstationen. Heute ist die Opair in Deutschland Marktführer in Ihrem Bereich und lässt ihre Geräte ausschließlich bei KS Systec fertigen.

Mit seinen Kompetenzen ist der Gerätebauer aus Wuppertals Osten gut für die Zukunft gerüstet. Zur traditionellen Metallverarbeitung gesellte sich schon in den 1960er Jahren die Bearbeitung von Kunststoffen, damals eine Pioniertat. Beide Werkstoffe kombinieren und in fast beliebige Formen bringen zu können, ist auch für Möbeldesigner sehr interessant. Das Kerngeschäft sind und bleiben aber komplexe Geräte aus einer Hand - von der Idee bis zum fertigen Produkt.

Das Rauschen der Wupper direkt hinter der Firma ist für Geschäftsführer Tobias Schmidbauer wohltuender Klang der Heimat. Kommt sie in Laaken doch aus seinem Wuppertal und fließt in Richtung der Absatzmärkte: „Wuppertal ist ideal. Wir haben eine der stärksten Wirtschaftsregionen Europas, vom Ruhrgebiet bis zum Rotterdamer Hafen direkt vor der Tür. Gleichzeitig dürfen wir das grüne Bergische Land genießen.“ Deswegen hat die KS Systec ihren Gründungsstandort nie verlassen, der aktiv mitgestaltet wird: So unterstützt KS Systec die Verschönerung der Barmer-Anlagen genauso wie die Flüchtlingsinitiative UFFIS oder den Verein Kindertal. Immer stehen dabei die Menschen in Wuppertal im Mittelpunkt des Engagements.

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