Sparpaket: Kein Politiker kann mehr sagen, er habe die Folgen nicht gekannt

Freie Träger der Wohlfahrtspflege verdeutlichen die Kürzungs-Resultate.

Wuppertal. Eines haben die Arbeitsgemeinschaften der Freien Wohlfahrtspflege aus Wuppertal, Remscheid und Solingen auf jeden Fall erreicht: Welcher bergische Kandidat von SPD, CDU, FDP, Grüne oder Linke auch immer in den NRW-Landtag zieht: Niemand kann später mehr behaupten, er habe bei den Streichungen der Mittel im Sozialbereich nicht gewusst, was das für Folgen hat.

Denn dafür haben die Gespräche mit den Abgeordneten und Kandidaten gesorgt. Klare Botschaft der freien Träger rings um Caritasdirektor Christoph Humburg: Die Lebensqualität in den von Überschuldung bedrohten Kommunen nimmt massiv ab. Ein Umstand, den wohl auch die Politiker so einschätzen. Denen gaben die freien Träger allerdings noch mit auf den Weg, dass es längst nicht mehr fünf vor zwölf ist, dass am besten schon vorgestern gehandelt worden wäre.

Beispiel offene Ganztagsschule: Seit dem Jahr 2004 könne dort gar nicht mehr so gefördert werden, wie es eigentlich laut Standard geregelt ist. Die freien Träger sprechen angesichts steigender Schülerzahlen und festgefrorener Zuschüsse unverhohlen von einem ständigen Qualitätsabbau. Wohl wissend, dass sich die Politik in der steigenden Zahl der Plätze im offenen Ganztag gerne sonnt. Angesichts einer im Bergischen drohenden Beitragserhöhung um zehn Prozent, drohten zudem viele Menschen von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen zu werden.

Eine anderes Beispiel ist eine so genannte offene Tür in Remscheid. Für diese Art der Jugendbetreuung ist der Zuschuss seit 1995 nicht geändert worden. Das bedeutetet ebenfalls ständigen Personal- und Qualitätsabbau.

Nicht berücksichtigt in den Streichlisten der Städte sei auch, was zum Beispiel die Börse alles an Mitteln für die Weiterbildung einwerbe. Das breche alles weg, heißt es. Und das bedeutet: jede Kürzung in diesem Bereich hat fatale Folgen, egal, ob in der Schuldner-, der Drogen- oder der Erziehungsberatung.

Und jede Kürzung betrifft die Menschen direkt, so die Träger: So gibt es derzeit bei der Lebensqualität von rund 500.000 Menschen im Bergischen Berührungspunkte mit der Arbeit der freien Träger. Dazu kommen die mindestens 10.000 hauptamtlichen Mitarbeiter bei diesen Einrichtungen. Und dazu kommen die noch zahlreicheren ehrenamtlichen Helfer. Humburg zufolge sei es schon einfacher zu fragen, wer denn nicht von Kürzungen betroffen sei.

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