Recycling nach allen Regeln der Kunst

Der satirische Wochenrückblick

Sie naht mit großen Schritten, die politische Saure-Gurken-Zeit. Wäre da nicht unsere Christdemokratische Union, die jetzt Ralf Geisendörfer aus der Versenkung geholt und zurück in den Stadtrat befördert hat.

Dort klaffte nach dem Weggang des Landtagswahl-Tombola-Gewinners Rainer Spiecker eine beträchtliche Lücke, die der ehemalige Buchhändler nun spielend schließt. Die anderen paar Ämter, die Spiecker hinterließ, verscherbelte man an verdiente Parteisoldaten. So kommt jeder in Amt und Würden.

Unser oberster Kassenwart, Johannes Slawig, hat noch kurz vor der verdienten dreimonatigen Sommerpause mit Freude und Stolz konstatiert, dass seine stringente Sparpolitik endlich süße Früchte trägt. Denn wenn alles gut läuft, sind wir Wuppertaler bald schuldenfrei. Allerdings nur dann, wenn Barmen weiterhin blüht, die Spritkosten für die diversen Dienstwagen stabil bleiben und der geplante Umbau des Hauptbahnhofes so billig bleibt wie geraten. Aber das scheint ja gesichert, wie man gerne hört. Besonders freuen sich die Bürger dort auf die neue „Kiss-and-ride-Zone“ vor dem Bahnhof. Denn wo man sich bisher bergisch unterkühlt von den Lieben verabschieden musste, geht’s bald auch — ohne Knöllchen — mit einem Küsschen.

Bleibt noch das leidige Müllproblem. Trotz sinkender Bevölkerung blieb nämlich die Abfallmenge 2011, ganz im Gegensatz zu politischen Mandaten, überraschend gleich. Das hat der Umweltausschuss, dem offenbar auch langweilig ist, errechnet. Jetzt wird das Ergebnis im Rahmen einer Doktorarbeit auch noch wissenschaftlich ausgewertet und die Kosten auf die verbliebenen Eingeborenen umgerechnet. Was kostet eigentlich so ein Gutachten?

Aber was soll‘s, wir ham et doch. Außerdem wurden nur noch 247 wilde Müllkippen im Tal festgestellt. Da ist die Hardt an schönen Wochenenden aber noch nicht mit drin. Doch hier tun sich neue, innovative und praktische Lösungen auf. Weil nämlich im vorigen Jahr einige spießige Beschwerden über unliebsame Hinterlassenschaften bekannt wurden, hatten die Feierbiester kürzlich eine neue, neapolitanisch anmutende Idee. Einfach mal den Müll verbrennen. Das macht Spaß und schützt die Umwelt. Gut, dass dazu auch noch einige Sitzbänke Opfer der Flammen wurden, kann man getrost als Unfall deklarieren.

Wo gehobelt wird, fallen halt Späne. Vielleicht wollten die Brandstifter aber nur den historischen Stadtbrand von 1687 nachstellen, als Elberfeld bis auf fünf Häuser niedergebrannt wurde. Egal, jetzt wird es wohl wieder wie jedes Jahr einen runden Tisch geben, der die Vorfälle locker bespricht.

Kann ja nicht schaden, darüber zu reden. Und vielleicht schreibt auch die Uni noch eine Doktorarbeit darüber, Ehrenwort.

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