Mode morgen: Funktionell, mobil und unterhaltsam

Kleidung muss schon jetzt vielen Ansprüchen genügen - künftig aber noch zweckdienlicher sein.

Wuppertal. Mütze mit Stereoklang, Jacke mit Mobilfunkempfang. Längst ist die Kombination von Textilien und Elektronik keine Zukunftsmusik mehr. Und auch der Trend hin zu funktioneller Kleidung dürfte sich in den nächsten Jahren verstärken, wenn Freizeitaktivitäten wie Sport und Reisen — vor allem aber die Themen Gesundheit und Fitness — weiter in den Mittelpunkt des Interesses rücken.

In Wuppertal richten Unternehmen und Einzelhandel schon heute den Blick auf Mode, die mehr können muss, als nur gut auszusehen. Kleidung, die nicht nur schützt, sondern Körperfunktionen unterstützt — beispielsweise durch Muskelstimulation — wird künftig eine besondere Bedeutung zukommen, davon geht nicht nur Christoph Mohr aus. Sein Unternehmen Amohr Technische Textilien GmbH, das vor mehr als 100 Jahren im Tal als Bandweberei startete, befasst sich zwar vorwiegend mit technischen, leitfähigen Bändern, die unter anderem in der Fahrzeugindustrie benötigt werden. „Doch natürlich sind auch Verfahren im Gespräch, wie beispielsweise in die Kleidung ‘Leitungen’ gelegt werden können — oder auch Antennen.“

Erst diese Woche habe Amohr einen neuen Kunden aus dem Bereich Medizintechnik beliefert, berichtet Christoph Mohr: „Es handelte sich um leitfähiges Material, das für einen Anzug bestimmt ist, der wiederum an verschiedenen Körperstellen Muskeln stimuliert.“

Auch Beate Winklewsky ist davon überzeugt, dass Funktionalität 2025 eine noch wichtigere Rolle in der Mode spielen wird. Ihren Kunden ist Tragekomfort besonders wichtig: Die Wuppertaler Unternehmerin bietet in Senioreneinrichtungen bequeme, farbenfrohe Textilien aus pflegeleichtem Materialmix an und trifft auf durchaus anspruchsvolle Käuferinnen — zunehmend auch Käufer — die sich trotz ihrer 80 oder 90 Jahre keineswegs alt fühlen und auch nicht „alt“ kleiden wollen.

Natürlich werde Mode weiterhin mit Jugend und gutem Aussehen assoziiert, sagt Beate Winklewsky. „Die Herausforderung besteht darin, Textilien zielgruppengerecht zu schneidern und anzubieten, dabei aber gleichzeitig den Anspruch modischer Attraktivität zu erfüllen.“

Dieser Herausforderung müssen sich Hersteller und Anbieter stellen, denn die Zielgruppe wird immer größer: Im Jahr 2025 nähern sich die geburtenstärksten Nachkriegsjahrgänge der 1960er Jahre dem Rentenalter — und die Alten der Zukunft werden mindestens so individuell wie heute leben wollen. „Es wird zwei Strömungen geben“, sagt Georg Eicke Dalchow vom Rheinischen Einzelhandels- und Dienstleistungsverband, „zum einen verstärktes Qualitätsbewusstsein und Anspruchsdenken — gleichzeitig aber weitet sich auch der Massenkonsum aus.“

Dass Wuppertal im Jahr 2025 nach wie vor lebendige Einkaufsstraßen haben wird, hält Dalchow zwar für unstrittig: „Auch in 13 Jahren gibt es Kunden, die hochwertige Waren kaufen und Fachberatung wünschen.“ Wichtig sei jedoch, dass der inhabergeführte Einzelhandel „in Zukunft noch stärker zusammenarbeitet und über Stadtteile hinweg vernetzt Erfahrungsaustausch betreibt“. Beispielsweise über Themen wie Nachhaltigkeit und Gütesiegel: „Die Leute wollen wissen, woher Kleidungsstücke kommen und wie sie entstanden sind — da werden sich Unternehmen bemühen müssen, auf Produktionsstandards zu achten und gegebenenfalls Einfluss zu nehmen.“

Qualität ist ein Argument für die Kaufentscheidung, das individuelle Freizeitverhalten ein anderes: „Mode wird künftig noch mehr Wellness-Charakter haben“, sagt Beate Winklewsky. Und viel mit sportlichen Aktivitäten, Urlaub und Reisen zu tun haben. Wer sich davon wie viel noch wird leisten können, ist ein anderes Thema der Zukunft.

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