Leben im Denkmal (10): Neues Leben in der alten Schule

Dieter Lübcke hatte das Gebäude einst aufwändig saniert — jetzt hat es neue Besitzer.

Ronsdorf. Auftritt für die Kamera: Artig stellen sich die vier Klassen der Schule an der damaligen Barmer Straße für den Fotografen auf. Eine große Kinderschar für die eigentlich kleinen Räume. Doch in den 1920er-Jahren war das noch normal. Unterrichtet wurde an der heutigen Elias-Eller-Straße sogar noch bis Mitte der 1980er Jahre, doch dann war endgültig Schluss. Zu klein, zu eng. Heute erinnert an dem pittoresken Fachwerkhaus von außen praktisch nichts mehr an die ehemalige Nutzung — viele Ronsdorfer sprechen aber immer noch „von unserer Schule“.

Die ist längst einer der Hingucker im Ort. „Das war damals eine echte Herausforderung“, erinnert sich Dieter Lübcke, der die ehemalige Schule einst erwarb und restaurierte. „Es gab weder eine Heizung noch Toiletten, nur einen alten Vorbau.“ Das Gebäude wieder in einen ordentlichen Zustand zu bekommen, sei mit viel Aufwand und, räumt Lübcke ein, auch finanziellem Einsatz verbunden gewesen. Allein 42 Fenster mussten erneuert werden. „Ich war stolz, dass das Denkmalamt nichts bei der Sanierung abgelehnt hat.“ Die Stadt zeichnete Lübcke für seine Arbeit damals aus.

In den vier ehemaligen Klassenräumen und der Lehrer- und späteren Hausmeisterwohnung, insgesamt rund 500 Quadratmetern, richtete der Unternehmensberater seine Firma ein. „Es machte einfach Spaß, in einem Denkmal zu arbeiten.“ Und damit zumindest ein bisschen Schulhistorie erhalten bleibt, hatte er damals zum Beispiel eine Schiefertafel und ein altes Pult aufgestellt — zwar nicht aus der Ronsdorfer Schule, aber zumindest authentisch.

„Die bleiben hier auch stehen“, betont Bettina Witting, seit Anfang des Jahres gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Stefan Nirijas Eigentümerin des Gebäudes. Witting hat dort ein Naturheilkundehaus eröffnet. „Aber wir leben auch hier.“ Derzeit richten sie sich unter dem Dach eine Wohnung her. „Im schönsten Raum“, wie Lübcke betont.

Seit 2008 stand das Haus bereits zum Verkauf. Interessenten gab es, unter anderem Gastronomiebetriebe. Den Zuschlag bekam Witting. „Das Gebäude fiel mir einfach ins Auge“, erklärt die Ronsdorferin. Da sie auch als Ausbildungsbetrieb tätig seien, komme wieder etwas von der schulischen Tradition zu Tage, sagt Stefan Nirijas. Als Untermieter haben sich die beiden eine Tierheilpraxis ins Boot geholt. Außerdem soll der Kontakt zur Nachbarschaft gesucht werden, etwa durch einen regelmäßigen „Tag der offenen Tür“.

Für den neuen Betrieb musste erneut renoviert werden. „Es gab einige Auflagen“, so die neuen Eigentümer, zum Beispiel, was Anschlüsse und Leitungen anging. An der Optik wolle man aber nichts ändern — nur die Regenrinnen seien vergrößert worden. Auch das für die Nachbarschaft eher untypische rote Dach bleibt erhalten.

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