Wuppertal AG Freie Wohlfahrtspflege: „Wir verstehen uns als Partner — nicht als Bittsteller“

Die Arbeitsgemeinschaften der Freien Wohlfahrtspflege nehmen die Landtagsmitglieder und -kandidaten in die Pflicht.

Wuppertal. Zwei Stunden lang haben am Freitag die Vertreter der Arbeitsgemeinschaften (AG) der Freien Wohlfahrtspflege Wuppertal, Remscheid und Solingen mit den Bergischen Landtagsmitgliedern und -kandidaten diskutiert. Eigentlich noch zu wenig Zeit angesichts der vielen brennenden Themen, wie Christoph Humburg (Caritasverband Wuppertal/Solingen), der derzeitige Vorsitzende der AG, und seine Kollegen bei der anschließenden Pressekonferenz durchblicken ließen. Ob Kinderbildungsgesetz (KiBiz), Offener Ganztag oder das Pflegestärkungsgesetz II — die AG, die im Bergischen 14 000 Mitarbeiter und 25 000 Ehrenamtler im Einsatz hat, sieht einigen Handlungsbedarf beim Land. Und auch, wenn es vor allem um Geld und Finanzierungsfragen geht, stellten Humburg, Leonid Goldberg (Jüdischer Wohlfahrtsverband) und Rainer Bannert (Awo Remscheid) klar: „Wir verstehen uns als Partner — nicht als Bittsteller.“

Viele Gesetze seien auf den Weg gebracht worden, „die ihre negativen Folgen nicht verfehlt hätten“. Durch das Pflegestärkungsgesetz etwa sei zwar die ambulante Arbeit gestärkt, der stationäre Bereich dafür aber geschwächt worden. Investitionskosten würden zum Beispiel nicht mehr in dem Maße refinanziert wie früher. Das gefährde die Träger bis hin zur Insolvenz, warnte Bannert. Auch sei es für Bewohner unzumutbar, erst im September eines Jahre zu wissen, wie viel sie für einen Pflegeplatz zahlen müssten.

Beim Thema Offene Ganztagsschulen fordert die AG einen verbindlichen Standard. OGS sei vielerorts zum Sparmodell geworden, Personalprobleme in einem ohnehin schon schwierigen Feld die Folge. Es könne nicht sein, dass es in Remscheid 40 350 Euro pro Jahr für eine Gruppe (25 Kinder) gebe, 46 792 in Wuppertal und 48 729 Euro in Solingen — im Kreis Mettmann dafür teilweise bis zu 70 000 Euro, beklagt die AG.

„Es gibt an vielen Stellen Nachbesserungsbedarf“, fasste Humburg die Diskussion zusammen. Die Reaktionen der 40 anwesenden Politiker hätten auch gezeigt, „dass man das Thema ernst nimmt“, betonte er. Aber: Es ist Wahlkampf. Besteht nicht die Gefahr, dass alle Beteuerungen der Parteien nur leere Versprechungen sind? „Wir haben eine gewisse Sorge“, räumt Humburg ein. Doch die Hoffnung sei, „dass man uns nicht nur warme Worte, sondern auch einen warmen Mantel spendet“. Die Verbände nähmen die Politiker in die Pflicht. „Denn wir wollen uns nicht aus unseren Aufgaben zurückziehen.“ Auch Bannert bleibt Optimist: „Ziel ist es, dass in fünf Jahren die heutigen Probleme weitestgehend gelöst sind, und künftige Probleme rechtzeitig angegangen werden.“

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