Die Vision der Zukunfts-Uni am Brögel

Studenten entwickelten Raummodelle für den geplanten Neubau der Junior-Uni.

Wuppertal. Keva Zeylanova fordert als Architektur-Studentin "Freie Bildung". Nein, das ist kein Slogan der studentischen Protestbewegung, die 28-Jährige verleiht vielmehr der Bildung dem Wortsinn nach mehr Freiheit.

Als die gebürtige Kölnerin das Haus der Junior-Uni entwarf, blieb ihr die Idee des offenen Lernens im Gedächtnis. Für die fünf Monate lange Arbeit im Zeichen der "Junior-Uni der Zukunft" hat Keva Zeylanova den ersten Preis im Studentenwettbewerb der Bergischen Universität in Kooperation mit der Stadt gewonnen. Und das nicht überraschend, handelten sie ihre 14 Konkurrenten doch als klare Favoritin.

Einerseits liegt ihr Augenmerk auf dem "Dialog zwischen Junior-Uni und Stadt", anderseits auf der Distanzierung vom konventionellen Unterricht. "Von Mauern eingepfercht lernt jeder schlecht", sagt die 28-Jährige und ergänzt: "Der Wohlfühlfaktor muss stimmen". Deutlich wird, dass es sich nicht nur um einen Entwurf eines Rohbaus handelt, sondern um ein Konzept, wie die Nachwuchswissenschaftler in Zukunft lernen und experimentieren sollen.

Breite Glasfronten, fließende Räume, runde Strukturen und helle Farben dominieren den Entwurf der Junior-Uni im Kleinformat. Nur das Mobiliar definiert einen Raum, ob Tische für Gruppenarbeit zusammen stehen, oder die Studenten lieber alleine sitzen, ist ihnen überlassen.

Dabei ist der Dozent nicht "Bestimmer" im Frontalunterricht, sondern nimmt die Rolle des "Begleiters" ein. "Als ich die Kinder in der Junior-Uni besuchte, während sie experimentierten, war das für mich Inspiration", erinnert sich Zeylanova. Vielleicht ist es gerade ihr unverfälschter Blick einer Auswärtigen für das Detail, der den Erfolg ausmacht.

Ihr Modell lässt sich in mehrere Ebenen unterteilen: Das Erdgeschoss wie auch das erste Obergeschoss sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Direkt am Wupperufer gelegen soll dort Kultur lebendig werden: Freiluftkino, Kletterwand, Streetball, Lernwiesen, Skaterbahnen, ein Café oder eine Bibliothek. Auch junge Leute, die anfangs die Bildungseinrichtung meiden, sollen auf diese Weise mit der Junior-Uni in Kontakt treten. Vielleicht wird ihre Neugier geweckt, mitzumachen. "Die Junior-Uni soll ein öffentlicher Platz der Kommunikation und ein cooler Treffpunkt für junge Leute sein", sagt Zeylanova. Idealerweise direkt an einer Schwebebahnstation gelegen hat dieses Fleckchen Wuppertal, was derzeit noch die Gestalt einer Bauruine hat, eine Chance verdient, sich zu einem Szene-Treff zu etablieren.

Ob der Sieger-Entwurf jemals auf dem Gelände der ehemaligen Färberei Am Brögel gebaut wird, und die Jung-Forscher ihr Provisorium an der Friedrich-Engels-Allee verlassen, ist fraglich. Wenn die Stadt auch im September die Projektförderung beim Land beantragt hat, fehlt noch die Kostenanalyse.

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