Jetzt auch ein Ei, bitte

Offen gesagt

Die Signale sind eher beunruhigend. Wenn in der Politik so lange etwas verhandelt wird und sich noch nach Monaten keiner mit dem Satz zitieren lässt, dass nun alles in trockenen Tüchern sei, dann ist höchste Aufmerksamkeit geboten. Vor allem dann, wenn es um Kulturgut geht. Das ist das Wuppertaler Tanztheater ohne jeden Zweifel. Deshalb war die Erleichterung groß, als bekannt wurde, dass Pina Bausch es dank dem Wuppertaler SPD-Abgeordneten Andreas Bialas posthum gewissermaßen in den Vertrag der Großen Koalition in Berlin geschafft hatte. Dort ist sinngemäß niedergeschrieben, dass die Bundesregierung die Gründung eines Tanzzentrums NRW unterstützen will. Dieses Tanzzentrum soll im stillgelegten Schauspielhaus an der Kluse entstehen. Es wäre so etwas wie die eierlegende Wollmilchsau für Wuppertals Kulturszene. Denn das Schauspielhaus ist schwer sanierungsbedürftig, das Tanzensemble kann eine eigene Spielstätte gut gebrauchen, und die Pina-Bausch-Stiftung sucht einen würdigen Platz für das Archiv, das an die großartige Choreographin erinnern soll.

Doch all das ist Zukunftsmusik. Und je länger die Vertreter von Stadt, Land und Bund sich nicht konkret äußern, desto größer ist die Gefahr, dass sich die Musik letztlich als ein einziger Misston entpuppt.

Selbstverständlich ist das liebe Geld wieder einmal der große Hemmschuh. Wer bezahlt die auf mehr als 50 Millionen Euro geschätzte Sanierung des Schauspielhauses? Wer kommt für die Kosten auf, wenn das Zentrum gegebenenfalls in den dauerhaften Betrieb geht?

Es ist still geworden um das Tanzzentrum NRW. Die Aufbruchstimmung ist verflogen. Nun bangen all jene in Wuppertal wieder, die Pina Bausch, modernen Tanz und das Schauspielhaus würdig behandelt sehen wollen.

Der Ball liegt jetzt im Feld der Landesregierung. Für ein „Tanzzentrum NRW“ sollte Geld aus Düsseldorf selbstverständlich sein. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Es wurde schon so viel gegackert. Jetzt wäre es sehr schön, wenn es auch ein Ei gäbe.

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