Bilder erzählen Stadtgeschichte Kletterpartie aus der Schwebebahn

Vor 47 Jahren endete für 67 Fahrgäste die Fahrt mit einem Notausstieg. WZ-Fotograf Kurt Keil erinnert sich an die Rettungsaktion.

Bilder erzählen Stadtgeschichte: Kletterpartie aus der Schwebebahn
Foto: Kurt Keil

Wuppertal. In der langen Geschichte der Schwebebahn hat es nur wenige folgenschwere Unfälle und Zwischenfälle gegeben. Die Schwebebahn genießt den Ruf als sicherstes Verkehrsmittel der Welt, obwohl der tragische Absturz der Bahn am 12. April 1999 nicht vergessen ist. Damals verloren fünf Fahrgäste ihr Leben, 47 Personen wurden verletzt, als eine Bahn am frühen Morgen wegen einer am Gerüst vergessenen Baukralle abstürzte.

Fast drei Jahrzehnte zuvor gab es aus ähnlichen Gründen einen Zwischenfall, der zum Glück ohne Folgen für die 67 Fahrgäste und Schwebebahnfahrer Herbert Brücks geblieben ist. Der langjährige WZ-Fotograf Kurt Keil erlebte damals die Höhenrettung in Höhe der Elberfelder Aue hautnah mit. Bei der Anfahrt zur Station Robert-Daum-Platz war die Bahn bei der Fahrt durch eine Baustelle am 8. Dezember 1970 entgleist. Wie der Fahrer Herbert Brücks berichtete, lief das erste Rad an besagter Stelle mit einem leichten Klicken durch. Vermutlich bestand an der Unfallstelle eine Dehnungsfuge im Gleis. Erste Untersuchungen ergaben, dass durch die Räder des Schwebebahnwagens eine wahrscheinlich noch nicht befestigte Stahllasche, die die Schienen hält, verbogen wurde. Das erklärt, dass das erste Rad glatt durchlief und die weiteren aus der Spur kamen. „Mit Donnergetöse sprangen dann das zweite Rad des Motorwagens und beide Radaufhängungen aus den Schienen“, heißt es in einem Bericht der Westdeutschen Zeitung vom 9. Dezember 1970. Auf dem Baustellenabschnitt war die Bahn mit zehn Stundenkilometern sehr langsam unterwegs, was offensichtlich einen schlimmeren Unfall verhinderte. Beim Absturz 1999, als die Bahn nach dem Überfahren der Baukralle in die Wupper stürzte, lag das Tempo bei 50 km/h.

„Ich war gerade in Cronenberg, als ich alarmiert worden bin. 20 Minuten nach dem Zwischenfall baute die Feuerwehr bereits die 30 Meter langen Rettungsleitern auf. Was heute undenkbar wäre: Mir wurde angeboten, über eine Leiter in die Schwebebahn hinauf zu klettern, damit ich auch von dort oben meine Aufnahmen machen konnte“, erinnert sich Kurt Keil.

Höhenrettungen gehören zum Standardrepertoire der Wuppertaler Berufsfeuerwehr. Da die Hilfe relativ schnell eintraf, kam keine Panik auf. „Die Stimmung unter den Leuten war angesichts ihrer Lage überraschend gut“, so Kurt Keil. Schwebebahnen der damaligen Baureihe bestanden wie der Kaiserwagen aus zwei Wagen. Aus dem sogenannten Motorwagen mussten 32 Fahrgäste und aus dem Anhänger 35 Passagiere geborgen werden. Sie erreichten über zwei Drehleitern den sicheren Boden.

Die Rettungsaktion der Berufsfeuerwehr in luftiger Höhe hielt Kurt Keil in eindrucksvollen Aufnahmen fest. Gleichzeitig ist auf den Aufnahmen zu sehen, dass Experten der Stadtwerke sofort das Schwebebahngerüst bestiegen und die Suche nach der Unfallursache aufnahmen. Die Reparaturen am Schwebebahngerüst wurden noch am gleichen Tag aufgenommen und bis zum Nachmittag des 9. Dezember abgeschlossen.

Ähnlich glimpflich ging die jüngste Höhenrettung aus der Schwebebahn am 17. Oktober 2013 für die Fahrgäste aus. Bei einer turnusmäßigen Hauptuntersuchung eines Wagens war der Stromabnehmer nicht richtig justiert worden, weshalb dessen Stromschiene bei der Fahrt zwischen den Stationen Kluse und Landgericht abgerissen wurde und parkende Autos beschädigte. 76 Passagiere mussten bei diesem Zwischenfall per Drehleiter gerettet werden.

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