Energiewende in Wuppertal (13): Kraftwerk auf dem Hausdach

Beim „Stammtisch Energie“ der Verbraucherzentrale drehte sich alles um den Einsatz kleiner Windturbinen.

Wuppertal. Die Windkraftanlage auf dem Hausdach: Ist das eine sinnvolle Vision oder nur eine kostspielige und uneffiziente Bastelei? Mit dieser Frage beschäftigte sich Stefan Bürk von der Verbraucherzentrale jetzt beim „Stammtisch Energie“ in der Volkshochschule.

Nach Meinung des Experten sind derartige Anlagen in der Regel mit einem bis zwei Meter Durchmesser — die Fläche, auf die den Wind auffängt — geeignet für die Installation im Garten oder auf dem Dach. „Gemessen wird die Windgeschwindigkeit in Metern pro Sekunde“ erklärte Bürk, der die Technik den zahlreichen Zuhörern vorstellte. „Je mehr Wind, desto mehr Strom“, lautet die einfache Formel. So klar, wie es die Formel vermuten lässt, läuft diese Form der Stromgewinnung allerdings nicht. Doppelte Windgeschwindigkeit bedeutet beispielsweise achtfache Leistung.

Trotz des berüchtigten bergischen Wetters, das nicht selten Regen und Sturm mit sich bringt, hält Bürk Wuppertal als Standort für kleinere Windturbinen für wirtschaftlich nicht attraktiv. Nach einer Windkarte des Deutschen Wetterdienstes liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit im Stadtgebiet zwischen 3,4 und 4,0 Metern pro Sekunde (ms). Das ist gleichbedeutend mit einer Stromgewinnung von 80 bis 100 Kilowatt pro Stunde (kWh). Im Vergleich dazu verbraucht ein Kühlschrank 100 bis 300 kWh.

Bei der Stromgewinnung läuft, so Bürk, eine Netzkopplung über einen Wechselrichter oder der „Inselbetrieb“ unabhängig vom jeweiligen Haushalt. Ausschlaggebend für eine akzeptable Stromgewinnung sei besonders die Höhe der Anlage: Nach einer Ertragsprognose gewinnt sie in zehn Meter Höhe mit 3,0 ms etwa 77 kWh. Eine Anlage in 20 Meter Höhe erreicht bei 3,9 ms dagegen schon um 180 kWh, da „oben“ mehr Wind weht als „unten“.

Dass auch die Lage selbst entscheidend ist, erklärte Bürk mit Grafiken und Bildern. Ob freistehend oder Reihenhaus, — hier ist die Dachhöhe der Ausgangspunkt — oder bei Baumbewuchs, der auf dem Grundstück für Windturbulenzen sorgt: Das alles hat Einfluss auf die Stromgewinnung. Daher empfiehlt Bürk vorab entsprechende Messungen.

Gut 30 Euro lassen sich mit kleineren Windkraftanlagen im Jahr sparen. Eine Installation auf einem Mast auf dem Grundstück statt auf dem Hausdach vermindert mögliche Geräusch- und Vibrationsprobleme. „Solaranlagen sind fast immer günstiger und bekommen eine bessere Vergütung“, unterstrich Bülk. Kritisch sieht er bei den kleineren Anlagen auch den Anbietermarkt. So würden kaum Komplettanlagen angeboten. Er legte den Zuhörern eine genaue Prüfung der Prospekte ans Herz und riet dazu, sich Referenzanlagen anzusehen. Außerdem sind Fragen der Baugenehmigung, Haftpflichtversicherung und Statik zu klären.

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