Die Preisträger (1): Hauptschüler surfen mit Senioren

Schülertal 2011: Bei den weiterführenden Schulen hat die Hauptschule Am Katernberg den ersten Preis gewonnen. Deren Schüler bringen ehrenamtlich Senioren das Wichtigste am Computer bei.

Wuppertal. Günter Langenhagen surft. Natürlich nicht auf einem Surfbrett, sondern im Internet, das der 78-Jährige seit kurzem regelmäßig nutzt: „Mittags bin ich immer für eine Stunde online’“, sagt Langenhagen im Gespräch mit der WZ.

Der Katernberger gehört der Generation an, die sich im reiferen Alter oft nicht traut, die Vorzüge moderner Technik zu nutzen. Vielen kommt es so vor, als hätten sich die Jüngeren eine Welt erschaffen, in der die Alten zuweilen wie Außerirdische umher tappen: vorsichtig und immer in der Angst, etwas falsch zu machen. Das will Günter Langenhagen nicht akzeptieren.

Der 78-Jährige und zehn weitere Senioren aus dem Stadtteil haben sich daher zu einem Computerkurs angemeldet. Der Clou: Schüler der siebten Klasse der Hauptschule Am Katernberg lehren die älteren Menschen, wie sie geschickt per Mausklick die virtuelle Welt des Internets erobern können. Dieses generationenübergreifende Projekt wurde gestern mit dem Schulpreis der Kategorie „Weiterführende Schulen“ ausgezeichnet.
Die sogenannten „Silbersurfer“, was eine Anspielung auf die ein oder andere graue Strähne im Haar der Teilnehmer sein soll, sitzen bei Kaffee und Keksen und vor den Computerbildschirmen — und sind mit erkennbarem Spaß bei der Sache.
Schüler und Senioren lernen, Berührungsängste abzubauen

„Die jüngere wie ältere Generation braucht Geduld im Umgang miteinander“, sagt Christian (12). Unverhohlen gibt der Hauptschüler zu, dass selbst er im Computerkurs unter der Leitung von Lehrer Manfred Kahl technische Tricks und Kniffe am Rechner lernt.

Deutlich wird, dass es bei dem Projekt nicht allein um den Wissenstransfer geht, wie Kahl erläutert: „Wichtig ist, dass Berührungsängste abgebaut werden.“ Zum einen zwischen den Generationen, zum anderen bei denjenigen, die Vorurteile gegenüber jungen Leuten oder auch der Schulform hegen.

Vor fünf Jahren hatte der Hauptschullehrer die Idee zum Projekt, konnte auch den Pastor der Stadtteil-Kirche dazu bewegen, von der Kanzel Werbung für den Austausch zu machen. Mit Erfolg.

Denn mittlerweile sind sie viele: Johanna Schloßmann (79) ist ebenfalls eine „Silbersurferin“. „Ich habe eine große Familie, mit der ich nun per E-Mail in Kontakt bleiben kann“, berichtet die 79-Jährige über die aus ihrer Sicht wichtigste Errungenschaft. Und auch Hans Breithardt (82) sendet seinen Verwandten in Portugal regelmäßig virtuelle Post. Wenn Günter Langenhagen nicht gerade Bankgeschäfte und Einkäufe übers Internet erledigt, daddelt er auch ganz gern — wie so mancher seiner jungen Ratgeber. „Ich bin am Computer der schnellste Schütze aus Texas“, sagt der Silbersurfer.

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