Der weite Weg zur Energiewende

Aktivisten des BUND sprachen über Möglichkeiten für grünen Strom in Nächstebreck.

Wuppertal. Die Energiewende hat Freunde, aber nicht auf allen Chefsesseln. Diese Erkenntnis wurde wieder bestätigt, als Verfechter der „Energiewende von unten“ auf Einladung des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) am Dienstagabend einen Rundgang durch Nächstebreck unternahmen und dabei Anlagen zur Stromerzeugung rund um das Kreuz Nord besichtigten.

Erste Station war die Kettenschärerei Müller und Wiese an der Haßlinghauser Straße, die mit Solarzellen den Betrieb versorgt und obendrein 100.000 Kilowattstunden jährlich ins Netz einspeist. Das gelingt sogar, obwohl der mächtige Wassertrum nebenan laut Firmenchef Sven Leise als „kleiner Schattenspender“ fungiert.

Fachsimpelei beherrschte den Rundgang und machte ihn für Laien zum Parforceritt, bei dem vom Wechselrichter über monokristalline Solarzellen bis hin zu Antireflexionsschichten so gut wie kein Technikthema ausgelassen wurde. Klar wurde allerdings, dass die dezentrale Energieversorgung auf Hürden stößt.

„Es geht nicht darum, Einspeisevergütung zu beanspruchen und damit Strom für alle teurer zu machen, sondern darum, Strom zu verbrauchen, wenn und wo er erzeugt wird“, sagt Beate Petersen vom Vorstand der BUND-Kreisgruppe. An genau dem Punkt sei allerdings noch die Politik gefordert. Rein technisch wäre die Versorgung für alle durch Solarstrom und kleine Kraftwerke lösbar. Blockaden schüfen jedoch die großen Energieversorger, hieß es beim Ortstermin.

Als deutlicher Hemmschuh erweise sich die Preispolitik, so die BUND-Aktivisten. Vergütungen für die Einspeisung von nicht selbst benötigtem Strom ins Netz seien heute so gering bemessen, dass sich hohe Investitionen für Eigenheimbesitzer nicht lohnen.

Klar wurde das vor allem, als die Gruppe das Gelände der Fertighauswelt in Nächstebreck besuchte. Die dortig vorgestellten Energieplus-Häuser liegen in einem hohen Preissegment. Rentabel würden sie erst, wenn die erzeugte Mehrenergie besser verkäuflich wäre. „Es gibt eine Menge toller Ideen, sie fügen sich aber noch nicht zu einem großen Bild“, sagt Jörg Liesendahl von der BUND-Kreisgruppe Wuppertal. Da sei noch viel Fantasie für die Energiewende in Wuppertal erforderlich — die Liesendahl aber auch bei den Wuppertaler Stadtwerken sieht.

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