UniTal: „Ich freue mich auf den Döppersberg“

Stadtentwicklung – Professor Johannes Busmann schlug den weiten Bogen von der Polis der Griechen bis zum Döppersberg.

Wuppertal. Essen lecker, Menschen freundlich, Wetter gut und die Reisekasse wieder mal viel zu schlecht bestückt. Postkartenbotschaften haben einen unangenehmen Hang zur Beliebigkeit.

Diese Eigenschaft ließe sich auf die Spitze treiben, wenn das Bildmotiv eine Ansicht von Langenfeld, Hürth oder Hilden wäre. Denn wo Stadtgeschichte fehlt, lässt sie sich auch nicht abbilden, wird es gleichgültig, welche Stadt der Reisende besucht.

Im Rahmen der Vortragsreihe UniTal referierte Professor und Mediendesigner Johannes Busmann in der CityKirche Elberfeld über das, was Innenstädte zusammenhält. Warum er dazu das Berliner Schloss und den Wuppertaler Döppersberg in Beziehung setzte, verriet er freilich erst gegen Ende seines äußerst spannenden Vortrags.

Dass in Berlin wie in Wuppertal gestritten und das Projekt dennoch realisiert wird, ist nur eine oberflächliche Parallele. Eher zählt die simple Tatsache, dass es sich beide Male um eine Großstadt handelt. Busmann schürfte tief, bis hin zu Gründungen des Barock, zur Urbs der Römer und gar der Polis der Griechen. Sinn des Rückblicks war es, zu verdeutlichen, warum sich Menschen denn eigentlich zur städtischen Gemeinschaft bekennen.

Ein nötiger Schwenk war dabei die Darstellung der Zwischenstadt, jener gesichtslosen Gebilde in den Speckgürteln, in denen Menschen vor allem deshalb leben, weil sie von dort besonders schnell in eine Stadt mit Gesicht gelangen.

"Alles ist virtuell geworden", bemerkte Busmann dazu ohne erkennbare Wertung. Freilich war zu entnehmen, dass Phänomene wie die perforierte Stadt, die wegen Abwanderung rückbauen muss, Ergebnis der Bürgerflucht ins Gesichtslose ist.

Der Trend ist gewiss eine Form der Segregation, der Entmischung also. Eine andere Form zeigt sich dort, wo Migranten so sehr unter sich sind, dass sie eine Stadt in der Stadt bilden. Während hier wie dort das System in sich funktioniert, rückt die Integration in immer weitere Ferne, wird es zunehmend schwieriger, dem Bürger ein Bekenntnis zu seiner Stadt abzuringen.

Ohne Bild keine Identität, ohne Identität kein Bürgerstolz und damit letztlich keine Stadt. Diese Gleichung bedeute im Umkehrschluss einen Zwang, sich als Stadt abzubilden, ein Gesicht zu geben, und sei es ein völlig neues.

Beim Schloss habe Berlin sich zur Rekonstruktion entschlossen. Den anderen Weg wähle Wuppertal. "Ich freue mich auf den Döppersberg", schloss Busmann und begründete dies: "Seit dem Krieg ist dies der erste symbolische Akt Wuppertals , der sich zur Stadt bekennt und Bürgerstolz ausdrückt."

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