Der Bahnhof, der Döppersberg und die vielen Unbekannten

In den Plänen für eine neue Bahnhofslandschaft in NRW spielt Wuppertal auf absehbare Zeit keine Rolle mehr.

Wuppertal. Das Ruhrgebiet gehört in Wuppertal traditionell zu den Reizwörtern. Zu lange hatte das Bergische Land gegenüber der benachbarten Industrieregion das Nachsehen. Deshalb kommt es auch gar nicht gut an, wenn die Modernisierung des Hauptbahnhofs am Döppersberg auf den Sanktnimmerleinstag verschoben wird, während in Essen und Dortmund urbane Kathedralen mit Gleisanschluss entstehen.

Alles sieht danach aus, dass es genau so kommen wird. Wuppertal baut für 90 Millionen Euro ein neues Eingangsportal in die Stadt, der Hauptbahnhof selbst aber wird weiter den verblichenen Charme der Nachkriegsjahre versprühen.

Dabei war Wuppertal ziemlich dicht dran - und zwar als Bestandteil im sogenannten Bahnhofspaket. Das wurde einst für fünf NRW-Bahnhöfe (Dortmund, Duisburg, Essen, Münster, Wuppertal) geschnürt und mit 350 Millionen Euro ausgestattet. Das Geld sollte zu 20 Prozent von der Bahn, zu 30 Prozent vom Land und zu 50 Prozent vom Bund kommen. Doch ausgerechnet der größte Partner gibt sich bedeckt. Beim Bund will man von dem Fünfergespann offenbar wenig wissen und kommt allenfalls dem Ruhrgebiet mit Essen an der Spitze entgegen. Dessen Argumente, man benötige als Kulturhauptstadt 2010 einen repräsentativen Auftritt, haben in Berlin offenbar gezogen. Auch Dortmund, wo fast die Hälfte der Investitionssumme verbaut werden soll, ist im Rennen.

Gar nicht mehr genannt wird dem Vernehmen nach Wuppertal. Zumindest wird die Bahn vor 2012 keinen Stein am Döppersberg bewegen.

Und danach? Der Name Wuppertal verursacht in den zuständigen Chefetagen breites Schulterzucken. Die Bahn erklärt sich für nicht verantwortlich und verweist auf das Bundesverkehrsministerium. Dort gab es auf Anfrage gestern erst einmal keine Antwort.

Der Umbau In zwei gigantischen Bauabschnitten soll der Döppersberg zum neuen, repräsentativen Eingangstor der Stadt werden. Läuft alles wie geplant, wird zwischen dem Bahnhofsgebäude und dem der Schwebebahn kein Stein mehr auf dem anderen bleiben. Die B 7 einschließlich der Haarnadelkurve zum Bahnhof soll nicht länger beherrschendes Element der Achse sein. Die Autos sollen den Fußgängern und Flaneuren weichen. Der Vorbau am historischen Bahnhofsgebäude verschwindet und macht Platz für einen großen Platz auf zwei Ebenen. Die untere Ebene wird flankiert von einer Mall und einer Passage sowie von den Zugängen zu den unterirdischen Parkdecks. Insgesamt sind mehr als 600 Parkplätze geplant. Dies macht im zweiten Bauabschnitt eine Absenkung der B 7 notwendig. Heftig umstritten war und ist die Verlagerung des Busbahnhofs an den Bahnhof. Er soll direkt über den Parkdecks östlich des Bahnhofsgebäudes entstehen - mit 18 Haltestellen und direktem Übergang zum Bahnhof. Fußgänger gelangen nicht mehr unterirdisch, sondern über eine sogenannte Geschäftsbrücke in die Elberfelder City. Ob zwischen Busbahnhof und Bahnhofsvorplatz das - privat finanzierte - würfelförmige Geschäftshaus entstehen kann, steht noch nicht fest. Im ersten Bauabschnitt sollen Busbahnhof einschließlich Anbindung an die Morianstraße, Parkdeck und Mall entstehen. Im zweiten Bauabschnitt verschwindet der Fußgängertunnel und die B 7 wird tiefer gelegt. Geplant ist eine Bauzeit von fünfeinhalb Jahren, anvisierter Abschluss: 2015. Das Kostenvolumen insgesamt beträgt 90 Millionen Euro, teilfinanziert aus Landes- und Stadtmitteln.

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