Bergische Marktführer (17): Die Oberflächen-Spezialisten

Wer bei Chrom glänzende Oberflächen erwartet, muss umdenken: Bei der Firma BIA gibt es auch „Black Diamond“.

Solingen. Fast 1000 Mitarbeiter im Gewerbegebiet Scheuren und rund 150 bei DHR Forst in Baden-Württemberg. „Wir sind Solingens größter privater Arbeitgeber“, sagt Jörg Püttbach, Inhaber der Unternehmen BIA, Biacchessi und DHR. Trotzdem wünscht sich der 46-Jährige, noch ein bisschen bekannter zu sein. Nicht bei seinen Kunden aus der Automotive-Branche, für die BIA ein Begriff ist. Aber bei potenziellen Mitarbeitern. BIA will jede Menge weiterer Fach- und Führungskräfte einstellen — vom Anlagenelektroniker über Projektmanager und Leiter fürs Marketing sowie das Prüflabor bis zum Schichtleiter Galvanik.

Püttbach: „Wir bezeichnen uns, zumindest was das Interieur angeht, als Marktführer in Europa.“ Die Position hat sich die 16 Jahre alte Firma BIA mit Qualität und Innovationen erkämpft. Ein Beispiel: 2005 wurde das „Nachtdesign“ zum Patent angemeldet. Verchromte Tasten werden per Laser mit Symbolen beschriftet, etwa für die Sitzheizung. Sie können von hinten durchleuchtet werden. BIA produziert allein davon vier Millionen Teile pro Jahr.

„Wir wollen nicht so leicht austauschbar sein“, sagt Püttbach. Chrom heißt bei BIA „Silver Shadow“ (Mercedes) oder „Galvanosilber 09“ (Porsche) und kann auch tiefschwarz sein. Im vergangenen Jahr brachten die Oberflächenspezialisten „Black Diamond Chrome“ auf den Markt. Im Namen spiegelt sich das Verfahren: Die galvanische Metalloberfläche wird mit einer Diamantschicht kombiniert.

Mit hellen wie dunklen Oberflächen glänzen die Solinger bei den Herstellern hochwertiger Wagen. In der Firmengruppe gefertigte Produkte finden sich in Autos von Alfa Romeo, Audi, BMW, Ferrari, Ford, Mercedes, Opel, Porsche, Rolls Royce und VW. Zu den Kunden zählen auch Firmen wie Bang & Olufsen, Grohe und Miele. Schon 2010 habe es bei BIA wieder „explosive Abrufzahlen“ gegeben. Der Umsatz wuchs von 49,3 auf 59,6 Millionen Euro. Spätestens nächstes Jahr sollen in der Gruppe 100 Millionen Euro erwirtschaftet werden. „Wir sehen für uns auch 2013 noch Wachstum. Zwar läuft Ende des Jahres die C-Klasse von Mercedes aus, dafür gibt es aber einen Nachfolger.“

Augenscheinlich wird die rasante Entwicklung am besten aus der Luft. Nach und nach hat Püttbach angrenzende Firmen aufgekauft und die Flächen teilweise für Neubauten genutzt. 2011 nahm die vierte Kunststoff-Galvanik ihren Betrieb auf. Jetzt geht es darum, die Logistik zu optimieren. Ein gut 8000 Quadratmeter großes Grundstück an der Norbertstraße wurde bereits erworben. „Am besten wäre eine direkte Verbindung zur Viehbachtalstraße.“ Das Gewerbegebiet Scheuren, in dem mehr als 2500 Männer und Frauen arbeiten, hat nur eine Zufahrt. Erste Gespräche mit der Stadtverwaltung haben bereits stattgefunden.

Die Millionen, die bisher in Solingen investiert wurden, sieht Jörg Püttbach als klares Bekenntnis zum Standort. „Unsere Kunden drängen uns aber, überall in der Welt präsent zu sein“, liefert er den Grund für das neue Werk in China. Bedarf gebe es auch in Osteuropa sowie in Nord- und Mittelamerika. „Man kann nicht jeden Weg mitgehen“, sagt der gelernte Galvanotechniker. „Wir schließen aber auch nichts aus. Unsere Vision ist es, weltweit bester Ansprechpartner für Galvanooberflächen zu sein.“ Da schließt sich der Kreis. Auch im Ausland geht das nur mit exzellenten Mitarbeitern.

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