Auf dem Holzweg bis zur Holzerlebniswelt?

Seit fünf Jahren beliefert Wuppertals Holzenergiehof mit Sitz an der Essener Straße private wie gewerbliche Kunden — und qualifiziert Langzeitarbeitslose.

Wuppertal. Als Energieträger steht Holz bei vielen Haus- und Wohnungsbesitzern hoch im Kurs — gerade auch nach den Öl- und Gaspreisrunden der vergangenen Jahre. Während im Zeichen von Fuku-shima über die Chancen einer Energiewende in Deutschland diskutiert wird, liefert der Holzenergiehof der GESA an der Essener Straße 59 ein Beispiel dafür, wie sich die Ressource Holz auf lokaler und regionaler Ebene vermarkten lässt.

Natürlich habe man nach dem Start im Herbst 2006 auch Lehrgeld bezahlt, erklärt GESA-Geschäftsführer Ulrich Gensch beim Ortstermin im Sonnborner Industriegebiet. „Schließlich ist unser Holzenergiehof als Ökosozialprojekt in Deutschland ohne Beispiel.“

Das Prinzip ist schnell erklärt: Unter diakonischer Trägerschaft der GESA sind Langzeitarbeitslose in Sachen Holz im Einsatz und werden auf diesem Weg qualifiziert: In Zusammenarbeit unter anderem mit der Stadt, privaten Waldbesitzern und Unternehmen aus dem Garten- und Landschaftsbau wird Holz eingesammelt, angeliefert und am GESA-Standort in Sonnborn sortiert und weiter verarbeitet.

Verkauft werden im Gegenzug Holzhackschnitzel und Brennholz aus eigener Produktion sowie extern hergestellte Holzpellets und -briketts. Alles unterliegt einer strengen Qualitätskontrolle mittels Labortechnik und wird genau dokumentiert — unter anderem auch in Form von Rückstellproben, sollte es einmal Reklamationen geben.

Mit Erfolg: Im fünften Jahr nach Gründung des Holzenergiehofs beliefere man von der Essener Straße aus fast alle großen Anlagen im bergischen Städtedreieck, erklärt Betriebsleiter Holger Stockhaus. Dazu gehören private Heizungssysteme ebenso wie die in öffentlicher Hand — etwa in der Erich-Fried-Gesamtschule in Ronsdorf. Zur immer größer werdenden Kundschaft zählen aber auch private Abnehmer von Kaminholz, das ebenfalls eine Qualitätkontrolle durchläuft und auf Wunsch geliefert wird. Der Fuhrpark umfasst derzeit gut 40 Fahrzeuge.

Gut 1500 Stammkunden greifen auf Holz von der GESA zurück — zuzüglich der Kundschaft, die ihren Brennstoff in Sonnborn selbst abholt. Beschäftigt sind dort derzeit etwa 70 Langzeitarbeitslose, die wieder eine Berufsperspektive haben und sich für Jobs etwa im Garten- und Landschaftsbau oder auch als Lagerarbeiter qualifizieren.

Derzeit werden gut 7000 Kubikmeter Holzhackschnitzel und etwa 2500 Kubikmeter Scheitholz an der Essener Straße gelagert. Hinzu kommen angemietete Lagerflächen bei Wetter an der Ruhr und an der Fleute in Langerfeld, wo alleine auf 10.000 Quadratmetern Holz lagert.

So sind es in erster Linie Platzprobleme, mit denen es der Energiehof zu tun hat — jenseits der aktuellen Diskussion über die Zukunft der Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen. Bei den besonders geschulten Anleitern lag die Vermittlungsquote in den vergangenen beiden Jahren bei 50 bis 60 Prozent, wie Stockhaus berichtet.

Abgesehen davon, dass es konkrete Pläne gibt, den Holzenergiehof über eine „Holzerlebniswelt“ der Öffentlichkeit zugänglicher zu machen, soll mittelfristig auch das vorhandene Blockheizkraftwerk zur Produktion von Wärme und Strom vom Betrieb mit zertifiziertem Pflanzenöl hin zu Erd- oder Biogas umfunktioniert werden.

Und was in Zeiten der Energiewende fast schon zur Randnotiz wird: Gut 35.000 Tonnen Kohlendioxid hat der Betrieb des Holzenergiehofs der Umwelt bislang erspart — im Sinne des Klimaschutzes. Das entspricht nach Angaben der GESA dem Ausstoß von etwa 22.000 Autos, die jährlich 10.000 Kilometer fahren.

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