Schützen in Büderich: Ein Querschnitt der Gesellschaft

WZ-Serie "Mittendrin - Vereine in Meerbusch": Die Schützen in Büderich sehen sich vor allem als karitativer Verein, der Benachteiligte unterstützen will.

Büderich. "Schützen in Büderich - Ist das nur feiern, schießen, trinken?", fragte sich Hans-Georg Bodewig im Festheft zum 440-jährigen Jubiläum der St.-Sebastianus-Bruderschaft 2007. Ein klares Nein war die Antwort des Vorsitzenden, der in der Folge viele Argumente auflistet, um Vorurteile in eigener Sache abzubauen.

Kern der Aussage: Schützen definieren sich über den Schutz Bedürftiger, stehen ihnen bei und nehmen vielfältige soziale Aufgaben wahr. Der Schießsport spiele eher eine untergeordnete Rolle.

Paradebeispiel: "Das närrische Tonnenrennen ist längst keine reine Jux-Veranstaltung mehr", sagt Bodewig. In über 30 Jahren hat man dabei mehr als 200000 Euro für die Arbeit mit Behinderten gesammelt. Rund 100 behinderten Kindern werde zudem im Rahmen des Schützenfestes ein Kirmestag finanziert.

Im größten Meerbuscher Ortsteil gibt es keinen Bürgerverein. In Büderich nimmt der Schützenverein mit seinen 650 Mitgliedern eine Art Ersatzfunktion wahr. "Gut, dass ihr euch kümmert", hat Bodewig oft gehört, als er noch die Kunden in seiner Bäckerei bediente. Ob bei der Gestaltung des Dr.-Franz-Schütz-Platzes oder dem Bau der Mediothek - die Schützen melden sich zu Wort. Und werden gehört.

Das führt auch schon mal zu Missverständnissen. Ein Mitglied des Vereins Bürger gegen Fluglärm wollte Bodewig dazu bewegen, das Ansinnen der Fluglärmgegner öffentlich zu unterstützen. "Der wollte auf einen Schlag 650 Unterschriften. So geht das aber nicht. Die Sebastianer sind nicht parteipolitisch aktiv, auch wenn viele Politiker Mitglied sind, nicht zuletzt natürlich der Bürgermeister. Wir bilden jedoch einen Querschnitt der Gesellschaft und dementsprechend gibt es viele unterschiedliche Meinungen, die auch akzeptiert werden", betont der Vorsitzende.

Die Bruderschaft sei auch nicht rein katholisch, hebt Martin Klingen hervor, "auch wenn wir natürlich eng mit der St.-Mauritius-Pfarrgemeinschaft verbunden sind. Es ist aber ein Gerücht, dass wir keine Protestanten aufnehmen". Das gelte auch für andere Religionsgemeinschaften. So habe sich einmal der aus Asien stammende Betreiber eines China-Restaurants mit dem Schützen-Virus infiziert, berichtet Bodewig. "Er hat sogar die Kompaniefahne finanziert."

Ein Problem, das momentan alle Büdericher Vereine bewegt, ist die Schließung des Bürgersaals. Ein paar Mal habe man sich mit der Politik bereits an einen Tisch gesetzt, eine Lösung sei aber nicht in Sicht, sagt Bodewig. "Wenn die Karnevalsvereine Heinzelmännchen und Blau-Weiß bei ihren Prunksitzungen sowie wir Schützen bei unserer Jahreshauptversammlung dreimal im Jahr den Saal voll machen, ist das zu wenig, um rentabel zu arbeiten. Da muss man für den Gastronomen Verständnis aufbringen."

In dieser Woche soll das Insolvenzverfahren gegen den Ex-Betreiber eröffnet werden. Die Schützen weichen jetzt in den Pfarrsaal von Heilig Geist oder ins Festzelt auf dem Schütz-Platz aus.

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