Schiedsrichterin für den FV Niederrhein

Franziska Erkes ist im Rhein-Kreis als Schiedsrichterin für den FV Niederrhein im Einsatz. In ihrer Freizeit leitet sie für den Fußballverband Niederrhein Spiele im Jugend- und Seniorenbereich bis hin zur Bezirksliga.

Rhein-Kreis Neuss. Leid tat es ihr in dem Moment schon. Aber der Fall war eindeutig, an der Roten Karte führte kein Weg vorbei. "Der Mann hat richtig geheult, aber da war echt nichts zu machen", sagt Franziska Erkes.

Die 17-Jährige ist Schiedsrichterin. In ihrer Freizeit leitet sie für den Fußballverband Niederrhein Spiele im Jugend- und Seniorenbereich bis hin zur Bezirksliga. In einem dieser Bezirksligaspiele kam es vor einigen Wochen zu der genannten Szene. "Dass jemand bei einer Roten Karte anfängt zu heulen, ist aber die Ausnahme", betont Erkes, "eigentlich geht es sonst ruhiger zu".

Für viele Mannschaften ist es erst einmal eine Überraschung, wenn sie sehen, dass ihr Spiel von einer Frau geleitet wird. "Oh, wir haben heute ein Mädchen", sei der häufigste Kommentar in diesen Situationen. Er zeigt, dass Schiedsrichterinnen eher eine Ausnahme unter ihren männlichen Kollegen bilden. "Was die Sprüche angeht,

habe ich mir angewöhnt, das meiste zu überhören oder die Spieler direkt darauf anzusprechen", so Erkes. Im Spiel selbst mache es ihrer Ansicht nach keinen Unterschied ob ein Mann oder eine Frau pfeife.

"Die Regeln sind ja die gleichen. Zwar versuchen manche Männer sich am Anfang noch mehr durchzusetzen, aber dagegen kann ich mich ja wehren", sagt Erkes schulterzuckend. "Zu Beginn eines Spiels pfeife ich meist etwas kleinlicher, um gleich klar zu machen, dass die Spieler sich bei mir nicht alles erlauben können."

Dann fällt ihr doch ein Unterschied zu ihren männlichen Kollegen ein: "Vielleicht ist der Anteil der Meckerer bei mir niedriger als bei einem männlichen Schiedsrichter", überlegt Franziska Erkes und fügt hinzu, "und vielleicht werden mir Fehler eher verziehen".

Dass sie sich diese nur selten leisten darf, ist klar. "Einmal habe ich ein Handtor gegeben, weil meine Sicht verdeckt war, das war schon sehr ärgerlich", erinnert sie sich. Gut, dass diese Situation eine Ausnahme war und auch von den Spielern so gesehen wurde.

Angst vor unbequemen Entscheidungen darf sie nicht haben. "Ich entscheide, ob es einen Freistoß gibt oder ob Vorteil gilt. Und wenn jemand damit nicht zufrieden ist, hat er Pech gehabt", stellt sie nüchtern klar. Ohnehin steht für die 17-jährige Schülerin der Spaß an einem guten Spiel im Vordergrund.

Ihr nächstes Ziel ist die Landesliga und - wenn man schon so fragt - es darf gerne auch noch weiter in die höheren Ligen gehen. Wie ihr Vorbild Bibiana Steinhaus, der bislang einzigen Schiedsrichterin im deutschen Profifußball, will sie auch in der Bundesliga pfeifen. Eine Traum-Begegnung hätte die bekennende Schalke-Anhängerin auch: das Derby zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund.

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