Ilverich: Die Zeit ist reif für neue Ideen

Der Bürgerverein Ilverich will die Dorfbewohner zusammenbringen.

Ilverich. Es ist ein Sinnbild: Um kurz vor 21Uhr öffnet Ralf Mertens an einem regnerisch-kühlen Herbstabend seine Haustür, der Hund schlüpft heraus, die Tür schließt sich. Ilverich ist so dörflich, da gehen Hunde rund um den Kuhweg auch alleine Gassi.

An der Obere Straße empfiehlt sich das nicht: Trotz Bodenschwellen gehen von schnellen Autofahrern und Schwerlastverkehr Gefahren aus. Ein Ärgernis, mit dem sich der Bürgervereinsvorsitzende Mertens und seine Mitstreiter immer wieder befassen: "Vielleicht schaffen wir eine Geschwindigkeitsanzeige an, die das Tempo signalisiert. Und ein Danke, wenn jemand angemessen unterwegs ist", berichten Ralf Mertens und Kassierer Michael Wolf-Bauwens. Sie verstehen das als "Appell an die Moral".

Verkehrsbelastung - das ist ein Gründungsmotiv des Bürgervereins Ilverich, als die A44 gebaut wurde. Jahrelang vertritt Bernhard Leuchten mit Monika Brentrup und Manfred Schulz die Ilvericher Interessen gegenüber der Stadt. Manches erreichen sie, anderes - wie das immer noch weithin hörbare Klackern auf der Autobahnbrücke - können sie nicht verhindern. Mit dem Dorffest zum 1100.Geburtstag 2004 und der Einweihung ihres Dorfplatzes direkt neben der Alten Schule 2007 werden dem Straßendorf Ilverich ein Anlass zum Feiern und eine kleine Mitte gegeben.

Mit Ralf Mertens (44), seinem Stellvertreter Ulrich Münker (48) und Kassierer Michael Wolf-Bauwens (62) übernimmt 2008 ein neues Team die Regie. "Wir brauchen junge Leute", sagt Ulrich Münker. Konkurrenz fürchtet der Bürgerverein nicht: Es gibt keine eigene Feuerwehr mehr, es gibt keinen Karnevals- oder Sportverein und der letzte Schützenkönig war vor dem ZweitenWeltkrieg der Großvater von Ralf Mertens Frau. Der Historie verpflichtet, folgt das Dorffest der früheren Kirmes.

Rund 660 Einwohner hat das Straßendorf, keine Schule, keinen Kindergarten, keinen Supermarkt, nicht einmal einen Bäcker. Das wachsende Sortiment des Kiebitz-Marktes, der sich ursprünglich auf Reiterbedarf und Tiernahrung konzentrierte, ist Anziehungspunkt, nebenan hat ein Gastronom das ehemalige Büdchen zur Gastwirtschaft erkoren, und dann gibt es natürlich das Landhaus Ilverich. Wenn donnerstags der Blumenmann auf den Kiebitz-Parkplatz rollt, stehen die Kunden Schlange. Ansonsten sei Ilverich ein "Schlafdorf", sagt Wolf-Bauwens.

Die Bewohner aus ihren Häusern zu holen, ihnen über das vom Martinskomitee vorbereitete Martinsfest ("Da kommen mittlerweile viele Menschen hin, die gar keine Kinder haben") hinaus etwas zu bieten - das hat sich das Trio vorgenommen. "Ich glaube, die Zeit ist reif dafür. Die Leute lechzen danach, aus den Häusern zu kommen", sagt Wolf-Bauwens.

Zum Dorffest Sternekoch und Liveband zu engagieren und eine Oldtimer-Rallye zu organisieren, war in diesem Jahr ein gelungener Anlass. Jährlich könnte man solch ein Fest veranstalten, überlegt der Bürgerverein. Auch ein Spielplatz steht auf seiner Wunschliste - trotz der weitläufigen Natur als Erlebnisraum rundherum: "Es fehlt ein Treffpunkt für Mütter mit Kindern", erklärt Wolf-Bauwens den Zweck. Einen idealen Platz haben die Ilvericher schon ausgeguckt: Am Ende des Dohlenwegs liege ein städtisches Grundstück, das zurzeit privat gepachtet und als Garten genutzt werde...

Wenn sie dann noch auf der Dorfwiese ein Gerätehaus bauen dürften ("30Quadratmeter umbauter Raum, wo wir Fahnenstangen oder Lichterketten lagern können, die jetzt übers ganze Dorf verteilt sind"), irgendwann gar ein Fundament fürs Festzelt gegossen wird - dann wäre der Bürgerverein überglücklich. "Aber wir fangen klein an", betont Ralf Mertens. "Wir wollen nichts überspannen."

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