Eine Frau geht durchs Feuer

Die 44-Jährige Conny Runge gehört zur Freiwilligen Feuerwehr Kaarst, Löschzug Büttgen. Wenn sie im Einsatz ist, steht die zierliche Frau ihren Mann.

Kaarst. Für Weiblichkeit ist unter der schweren Einsatzkleidung kein Platz. Der Helm hat einen Nacken- und Sichtschutz, die Uniform ist dunkel und zweckmäßig, die dicken Schnürschuhe entsprechen Sicherheits- und keinen Modestandards. Nur die blonden Locken und das helle Lachen, das Conny Runge oft hören lässt, verraten, wer unter der schweren Montur steckt.

Die 44-Jährige gehört zur Freiwilligen Feuerwehr Kaarst, Löschzug Büttgen. Wenn sie im Einsatz ist, steht die zierliche Frau ihren Mann. Dann macht es keinen Unterschied, ob sie oder ein Kollege zur Rettungsschere greift oder den schweren Schlauchkorb trägt. Oder doch?

"Ich habe mir meine Position im Team erkämpft. Die Kollegen wissen, dass ich hier den gleichen Job wie sie mache", sagt Conny Runge. Dass ein größerer Feuerwehrmann mit anpacke, wenn etwas sehr schwer sei oder zu hoch hänge, sei keine Extrawurst. "Es gibt ja genauso männliche Kollegen, die kleiner oder schmächtiger sind, da wird auch geholfen."

Seit 2008 ist sie Mitglied des Löschzugs Büttgen, darf sich offiziell als Feuerwehrfrau bezeichnen. An ihren ersten Einsatz erinnert sie sich noch gut. Ein Unfall, eine Frau verbrannte in ihrem Auto, die Feuerwehr konnte nicht mehr helfen.

"Damals haben mich die Kollegen zurückgehalten und mir Aufgaben im Hintergrund zugeteilt", erinnert sie sich und ist dankbar: "Wir haben hier eine sehr gute Kameradschaft, es wird viel geredet und man achtet aufeinander."

Trotzdem: Die gute Kameradschaft schließt derbe Sprüche und anzügliche Witze nicht aus. "Wenn man als Frau in eine Männerdomäne eindringt, bleibt das wohl nicht aus", sagt Conny Runge.

Mitmachen, selbst Sprüche klopfen und noch lauter lachen - mit diesem Rezept hat sie sich durchgesetzt und Vorbehalte ausgeräumt. "Die Sprüche sind ja nicht böse gemeint, oft ist es auch eine Art Galgenhumor. Man muss sich abreagieren, denn als Feuerwehrmann sieht man auch viel Elend", sagt sie.

Als einzige Frau im Löschzug bekommt sie nach Einsätzen oft ein positives Feedback. "Gerade wenn Kinder oder Frauen mit Migrationshintergrund betroffen sind, ist es gut, wenn ich ein bisschen Herz in den Löschzug bringe", sagt sie schmunzelnd. Von ganz praktischem Nutzen ist zudem ihre Stimme - die hört man über das Funkgerät oft besser, als das brummelnde Gemurmel der männlichen Kollegen.

Alltagstauglich ist das Modell Feuerwehrfrau aber noch nicht so ganz. Umziehen muss sich Conny Runge derzeit in der Schlauchwerkstatt - Kabinen für Frauen sind in der Feuerwache Büttgen nicht vorgesehen.

Was die fehlende Weiblichkeit unter der schweren Feuerwehrmontur angeht, hat Conny Runge eine Lösung gefunden: "Es gibt ja auch eine Uniform für die Öffentlichkeitsarbeit. Und da setze ich das Frau-Sein dann auch gerne mal ein."

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