Verhaltene Reaktion auf Elternappell - neue Suche nach Mirco

Die Tränen mühsam zurückhaltend fleht Mircos Mutter im Fernsehen um Hinweise auf ihr Kind. Drei Wochen ist der Junge schon verschwunden. Ein erster Hinweis lässt ein wenig Hoffnung aufkommen. Die Polizei ist wieder im Großeinsatz.

Grefrath.. Der Auftritt ließ keinen kalt. Mircos Eltern amSamstagabend im Fernsehstudio: Mit tränenerstickter Stimme, vonSchluchzern unterbrochen, fleht Sandra Schlitter: „Gib uns bitteunser Kind zurück oder sage, wo wir Mirco finden können.“ Doch vielbewirkte der Appell zunächst nicht.

Vielversprechende Hinweise warenunter den eingegangenen Reaktionen nicht dabei. Ein schon zuvorerhaltener Tipp veranlasste die Ermittler am Sonntag zu einer neuenSuchaktion. Vier Hundertschaften durchkämmten ein Gebiet nordöstlichder Abtei Mariendonk gelegen, in dem bisher nicht gesucht worden war.

Der Elfjährigeist seit drei Wochen verschwunden.„Wir haben die Hoffnung, dass der Täter sich beeindrucken lässtund uns einen anonymen Hinweis gibt, das wir Mirco finden können“,hatte der Sprecher der 50-köpfigen Sonderkommission, Willy Theveßen,am Samstagabend nach der Fernsehsendung noch gesagt. AmSonntagvormittag dann Ernüchterung. „Das Aufkommen von neuenHinweisen ist eher verhalten“ sagt Theveßen.

„Ich weiß, dass Mirco etwas Schlimmes zugestoßen ist, das fühlteine Mutter“, schilderte Mircos Mutter in dem Fernsehauftritt ihreGefühle. „Ich mache mir Gedanken, ob er friert, hungrig ist,Schmerzen hat, nach mir ruft. Wir und seine Geschwister würden ihngerne in unsere Arme nehmen, sagen, dass wir ihn lieb haben und alleswider gut wird. Falls das Schlimmste eingetroffen ist, müssen wirAbschied nehmen und irgendwie weiter leben."

Und sie schildert auch,wie die Familie sich auf den Geburtstag Mircos in der vergangenenWoche vorbereit hat: „Vor einer Woche war sein elfter Geburtstag. Dererste ohne uns. Wir haben alles vorbereitet: Kerzen, Kuchen undGeschenke.“

Am Freitagabend war es genau drei Wochen her, dass Mirco inGrefrath auf dem Heimweg von einem Freund, mit dem er zuvor skatenwar, verschwand. An einem Feldweg wurde sein Fahrrad gefunden. EineWoche später war klar, dass eine auf einem Parkplatz entdeckteschwarze Trainingshose dem Jungen gehörte. Auch ein Polohemd konnteihm über DNA-Spuren zugeordnet werden.

Nach wie vor verschwunden istsein Handy.Zeugen berichteten von einem dunklen Kombi an der Stelle, an derdas Fahrrad entdeckt wurde. Über Tage durchkämmten Hundertschaftender Polizei die Umgebung. Aufklärungsjets der Bundeswehr überflogendas Gebiet mit Wärmebildkameras. Die Auswertung der Aufnahmen ergabbisher auch keine brauchbaren Spuren.

Am Freitag rückte die Polizei mit Kameras und Radarwagen an undblitzte alle Fahrzeuge, die in der Umgebung des möglichen Tatortsunterwegs waren. „Mit viel Glück und Zufall ist vielleicht auch derTäter geblitzt worden“, sagte Polizeisprecher Ingo Thiel.Wenn nötig, könnten einige der nun erfassten Fahrzeugführer späterals mögliche Zeugen befragt werden.

Vier Stunden lang wurde bisMitternacht nach Angaben von Theveßen jedes Fahrzeug fotografiert,das vorbeikam. „Das waren mehrere Hundert.“Zeitgleich wurden in den Gaststätten im Bereich Grefrath Listenausgelegt. Darin soll sich jeder eintragen, der dort freitagsregelmäßig verkehrt oder an jenem 3. September zu Gast war, als Mircoverschwand. An dem Abend spielte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen Belgien.

Mit den Listen will die 50-köpfige Sonderkommission weiterewichtige Zeugen ermitteln. „Uns ist kein Aufwand zu groß, um Klarheitin die Umstände des Verschwindens von Mirco zu bekommen“, so Thiel.

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