Bewegungsprofil von Mircos mutmaßlichem Mörder erstellt

Mönchengladbach (dpa). Ermittler aus dem gesamten Bundesgebiet prüfen seit Donnerstag, ob der mutmaßliche Mörder des kleinen Mirco ein Serienkiller ist. Die Sonderkommission „Mirco“ stellte ihnen dazu in Mönchengladbach ein Bewegungsprofil des 45-jährigen Olaf H. zur Verfügung, der als Außendienstmitarbeiter eines Bonner Telekommunikationskonzerns seit 1988 im gesamten Bundesgebiet unterwegs war.

„Norden, Süden, Osten, Westen - der war überall“, sagte ein Polizeisprecher. Jeder Ermittler bekomme eine DVD mit ausführlichen Informationen, um diese auf Anknüpfungspunkte zum jeweiligen ungeklärten Fall zu untersuchen.

35 Kommissionen hätten dazu Ermittler nach Mönchengladbach entsandt. Aus den Niederlanden sei die Mordkommission aus Maastricht vertreten, die den ungeklärten Mord an Nicky Verstappen untersucht. Der Elfjährige war 1998 unter nicht geklärten Umständen aus einem Zeltlager in Brunssum in Holland verschwunden. Einen Tag später war seine Leiche in einem Waldstück gefunden worden. Brunssum ist 43 Kilometer vom letzten Wohnort Olaf H.s in Schwalmtal entfernt.

Aus Nordrhein-Westfalen werden die ungeklärten Kindermorde an Deborah Sassen aus Düsseldorf und Claudia Ruf aus Grevenbroich verglichen. Die Soko „Mirco“ hat das Bewegungsprofil von Olaf H. für die vergangenen 23 Jahre erstellt. Dazu waren Spesen- und Reiseabrechnungen, Tankquittungen, Abbuchungen, Kontoauszüge und sonstige Hinweise auf den Aufenthalt des Verdächtigen ausgewertet worden.

Für eine Bilanz sei es noch viel zu früh, hieß es am Donnerstag: Die Ermittler müssten den enormen Datensatz nun akribisch auf Anhaltspunkte für ihren Fall auswerten.

Ein DNA-Abgleich in der bundesweiten Datenbank hatte keinen Hinweis darauf erbracht, dass der Familienvater ein Serienmörder sein könnte. Sogenannte Profiler halten es aber für unwahrscheinlich, dass der Verdächtige erst mit Mitte 40 sein erstes Sexualverbrechen begangen hat. „Das ist nicht ausgeschlossen, wäre aber aus kriminalpsychologischer Sicht ungewöhnlich“, sagte Polizeisprecher Willy Theveßen.

Das Krefelder Landgericht hat die Anklage gegen Olaf H. in vollem Umfang zugelassen. Der Prozess gegen den Angeklagten beginnt am 12. Juli. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 45-jährigen Familienvater aus Schwalmtal Mord und sexuellen Missbrauch des Jungen vor.

Der 45-Jährige hatte gestanden, den Zehnjährigen am 3. September vergangenen Jahres entführt, missbraucht und umgebracht zu haben. Ende Januar hatte er nach seiner Festnahmen die Ermittler zur Leiche des Jungen in ein Waldstück nördlich von Grefrath geführt. Der Familienvater sitzt seither in Untersuchungshaft und muss mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen.

Der mutmaßliche Mörder galt bis zu seiner Festnahme in Schwalmtal als unbescholtener und treu sorgender Familienvater. Er hatte keine Vorstrafen, von pädophilen Neigungen war nichts bekannt.

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