„Singen ist Lebendigkeit“

Für die „Singklassen“ der evangelischen Grundschule Neviges gab es einen Schulpreis.

Neviges. „Tempo, Tempo“, sagt Sabrina Pelzer fordernd, als ihr von ihren Schülern ein etwas zähes „Guten Morgen“ entgegen schallt. „Tempo bedeutet Zeit und Geschwindigkeit. Das kriegt ihr also besser hin.“ Und kaum hat die Musikstunde begonnen, klingt der morgendliche Gruß plötzlich irgendwie melodischer.

In der evangelischen Grundschule Neviges wird Musik groß geschrieben. Seit mehr als zwei Jahren kooperiert die Schulleitung mit Sabrina Pelzer von der Musik- und Kunstschule. Die 30-jährige studierte Gesangspädagogin und Sängerin ist acht Stunden in der Woche bei den Grundschülern von der ersten bis zur vierten Klasse auf musikalischer Mission: „Gesang soll wieder seine ursprüngliche Natürlichkeit erhalten. Singen ist Ausdruck von Leben, Lebendigkeit“, sagt Sabrina Pelzer.

Für die gelungene Zusammenarbeit durften sich die „Singklassen“ über den zweiten Platz beim WZ-Schulpreis freuen, der zum dritten Mal in Kooperation mit ElectronicPartner ausgeschrieben wurde. „Ja, die Schule hier ist super und wir haben stets viel vor. Kirche, Sportfest, Wald und Markt und heute singen wir im Chor“, stimmen die Schüler in ihr Schullied ein, während Sabrina Pelzer die Saiten zupft: „Die Gitarre haben wir von dem Gewinner-Geld gekauft — die konnten wir gut gebrauchen“, sagt die Musiklehrerin.

Mit ihrer fröhlichen Art und der Liebe zur Musik schafft es Sabrina Pelzer, ihre Schüler für den Gesang zu begeistern. Schulleiterin Anke Vollmer hatte die Idee zu der Zusammenarbeit und schätzt die Musikerin sehr: „Seitdem sie an unserer Schule ist, besteht unser Schulchor aus 50 Kindern.“ Bei zahlreichen Auftritten in Düsseldorf, Mettmann und beim Benefizkonzert im Nevigeser Dom konnten die kleinen Sänger bereits ihr Publikum begeistern. „Jedes Kind an unserer Schule hat ein eigenes Liederbuch, das auch gerne mal in der Freizeit ausgepackt wird“, erzählt die Schulleiterin. Auf Klassenfahrten- und Ausflügen, in der Pause auf dem Schulhof — wenn hier ein Kind ein Liedchen anstimmt, wird daraus gleich ein ganzer Chor.

„Ich finde Singen total schön. Ich kann auch alle Lieder auswendig“, sagt Tabita. Die Achtjährige nimmt an der Kunst- und Musikschule Flöten- und Klavierunterricht. Dass ihr schon in der Schule von Anfang an ein profundes Musikwissen mitgegeben wird, erleichtert der Drittklässlerin das Spielen ihrer Instrumente. Auch Junis (9) spielt Flöte. Auf den wöchentlichen Musikunterricht bei Sabrina Pelzer freut er sich immer besonders. Dass neben dem Liedchenträllern da auch mal ein wenig Theorie sein muss, stört die Kinder nicht. Anhand von Pizzastücken aus Papier erklärt die Lehrerin der Klasse die Notenpunktierung. „Das ist eine Dreiviertelpunktierung. Das hatte ich schon im Geigenunterricht“, sagt Maila (8).

Sabrina Pelzer vermittelt den Kindern jedoch nicht nur musikalisches Wissen, sondern fächerübergreifende Bildung. Klassische Musik, Sprachen, Geschichte, Erdkunde, Religion — die Grundschüler lernen in ihrem Unterricht, Zusammenhänge zu erkennen und Parallelen zu ziehen. „Beim Musikunterricht ist immer auch die Klassenlehrerin anwesend, damit die das Besprochene wieder aufgreifen kann“, sagt Vollmer. Bald sollen die Singklassen in festen Strukturen im Lehrplan schriftlich verankert werden — damit „Natürlichkeit hineinkommt“, wünscht sich Sabrina Pelzer. Weil es mehr als Pflicht ist.

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